14:15 KOMMUNAL

«GEOSummit»: Die ganze Bandbreite der Geoinformation

Teaserbild-Quelle: Nadine Siegle

Am «GEOSummit» konnte man sich davon überzeugen, dass Geodaten für die digitale Zukunft von essenzieller Bedeutung sind. Besonders wichtig war die Förderung des Nachwuchses: Über 450 Schüler konnten GIS-Luft schnuppern und stellten fest, dass die Branche nicht nur für «Nerds» interessant, sondern auch cool ist.

Eindrücke von der Ausstellung am GeoSummit 2018

Quelle: Nadine Siegle

Volle Konzentration auf den Bildschirm: Geodaten sind für die Digitalisierung äusserst wichtig.

Noch nie nutzten so viele Menschen Geodaten wie heute. Ob wir das Navigationssystem im Auto ver­wenden, auf Google Maps den Standort eines Restaurants nachschauen oder auf der Wetter-App den Niederschlagsradar beäugen – Geoinformation ist allgegen­wärtig. Bewusst ist das aber nur den Wenigsten. Und was ein Geoinformati­onssystem (GIS) ist, weiss ausserhalb der Fachwelt auch kaum jemand.

Bundesrat Guy Parmelin, der das Branchentreffen «GEOSummit» in Bern mit einer Grussbotschaft eröffnete, ging es nicht anders, wie er zugibt: «Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal am Geo­summit war, hatte ich kaum Ahnung vom Thema. Heute weiss ich, dass ich täglich Geoinformation nutze, ohne dass mir das zuvor bewusst war.» Die Lernkurve des Magistraten war sogar so steil, dass er in seiner Ansprache verlauten liess: «Geoinformationen werden das di­gitale Leben von uns allen bestimmen. Darum betreffen die Entwicklungen in dieser Branche auch uns alle.» Es ist daher kein Wunder, dass der Geosummit 2018 unter dem Motto «der digitale Le­bensraum» stand – schliesslich liegen fast allen digitalen Anwendungen raum­bezogene Daten zugrunde, wie unterdessen auch unser Magistrat weiss.

https://twitter.com/kommunalmagazin/status/1004270865410936833

Gefühle für Maschinen?

Der Geosummit bot mit Messe und Kon­gress ein äusserst abwechslungsreiches Programm. Die Keynote-Sprecher im Ple­numsteil des Kongresses lieferten eher generelle und inspirierende Annäherun­gen an die Themen Digitalisierung und Geoinformation.

Zukunftsforscher Joël-Luc Cachelin skizzierte etwa, wohin die digitale Reise hinführen könnte. «Instagram und Spo­tify können bereits heute Stimmungen und Gefühle erkennen. Wer bei Insta­gram viele Schwarzweiss-Filter benutzt und bei Spotify nur düstere Musik hört, gehört wahrscheinlich nicht zu den glücklichsten Menschen.» Die Entwick­lung sei kaum mehr aufzuhalten und früher oder später werden wir uns laut Cachelin die Frage stellen müssen, ob wir Menschen nicht Gefühle für Maschinen entwickeln sollten. Dennoch würden die Menschen aus Fleisch und Blut den Maschinen, zumindest auf lange Zeit hin, überlegen bleiben. Dies wegen drei Fähigkeiten, die Roboter wahrscheinlich nie so gut können werden wie wir Menschen: Handwerkliche Fertigkeiten, Kreativität und Sozialkompetenz.

Nicolas Bührer von «digitalswitzer­land» ist überzeugt, dass die Geobran­che eine Zukunftsbranche ist: «Wir wer­den immer mehr Daten und immer mehr ‹Geo› brauchen für die unterschied­lichsten Anwendungen und Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft.» Weitere hochkarätige Referenten waren etwa Jed Sundwall von Amazon, der beteuer­te, dass die Demokratisierung von Daten das Hauptziel des Konzerns sei, oder die Extrembergsteigerin Evelyne Binsack, die unterstrich, wie wichtig es sei, dass man sich auf seine Partner und Mitarbeiter verlassen können müsse – nicht nur während der Besteigung des Mount Everests, sondern auch im Arbeitsalltag.

Nachwuchsförderung

An der Messe präsentierte die Branche alle Neuheiten der Szene. Vom 3-D-Dru­cker bis zu Augmented Reality (siehe Box) und vom Flugsimulator bis zu den neusten Vermessungslösungen konnten die Messebesucher viel Innovatives ent­decken.

Einen besonderen Fokus legte der Geosummit auf die Förderung des Nach­wuchses. Rund 450 Schüler aus der ganzen Schweiz besuchten im Rahmen der «Geoschool Days» die Messe, die Bil­dungsinsel und das Futurelab, in wel­chem die Technologien der Zukunft erlebbar gemacht wurden. Die Idee da­hinter: Den Fachkräften von morgen aufzuzeigen, dass die Geoinformations­branche nicht nur wichtig und ein guter Arbeitgeber ist, sondern auch cool und spannend.

Der dreitägige Branchentreff kam bei den Besuchern gut an. Und auch die Organisatoren können ein positives Fa­zit ziehen. «Wir wollen Publikum aus den unterschiedlichsten Bereichen für die Sache begeistern und aufzeigen, welche innovativen Lösungen in GEO stecken», so OK-Präsident Pol Budmiger. im Vorfeld. Das ist den Organisatoren definitiv gelungen. Der nächste Geosummit findet im Juni 2020 statt.

Virtual-Reality-Eindrücke vom GEOSummit 2018

Quelle: Nadine Siegle

Nicht nur im Alleingang, auch gemeinsam kann man mit der «HoloLens» in eine andere Welt eintauchen.

Die Augmented Reality im Städtebau

Am Stand der Softwareentwicklungsfirma «afca.» schienen die Messe­besucher leicht verwirrt und starrten häufig irgendwo in die Leere. Bei genauerer Betrachtung merkte man aber schnell, dass die mit den Händen herumfuchtelnden Menschen alles andere als verloren waren, sondern sich dank spezieller Augmented-Reality-Brillen (AR-Brillen) in einer erweiterten Realität befanden. Wo sie wohl gerade waren?

Wie sich beim Aufsetzen der futuristisch anmutenden Brillen her­ausstellte, tauchte man von der Bernexpo direkt in die Stadt Zürich ein. In Zusammenarbeit mit dem Amt für Städtebau der Stadt Zürich hat «afca.» eine Stadtplanungs-App entwickelt, die es mehreren Per­sonen gleichzeitig ermöglicht, mit AR-Brillen dasselbe 3-D-Stadt-modell zu betrachten und zu verändern. Mit der App «HoloPlanning» können mehrere involvierte Parteien etwa ein Bauprojekt gemeinsam begutachten, mit wenigen Handbewegungen verschiedene Gestal­tungsoptionen ein- und ausblenden oder den Schattenwurf je nach Tageszeit simulieren lassen. Wenn ein Beteiligter mit einer Hand-bewegung das Modell verändert, sehen dies auch die anderen «HoloLens»-Träger im gleichen Moment. «Das kann die Entscheidungs­findung erleichtern und verbessern», betont Christian Hürzeler, Pro­jektleiter im GIS-Kompetenzzentrum des Amts für Städtebau der Stadt Zürich. Bei einer gemeinsamen Begehung könne man Projekte so in einem 1 : 1-Massstab in der realen Umgebung betrachten, nicht wie bis anhin lediglich an einem physischen Modell (siehe Video von «afca.» und Hürzelers Tweet).

Zurzeit wird das «HoloPlanning» in der Stadt Zürich erst für vereinzelte Projekte und vorwiegend intern eingesetzt. Das geplante Schulhaus Allmend in der Manegg beispielsweise kann bei öffentlichen Führungen vor Ort mit der «HoloLens» begutachtet werden. Ebenso sind Pilotprojekte im Tiefbau im Gange. Denn Tiefbau- und Infrastruk­tur-Arbeiten könnten deutlich einfacher und weniger fehleranfällig werden, wenn ein Blick durch die «HoloLens» sozusagen den Boden unter den Füssen aufreissen und dem Betrachter zeigen würde, wo wel­che Leitungen im Untergrund verlaufen.

«‹HoloPlanning› begann als kleines Innovationsprojekt, dessen Nut­zen wir anfänglich nur erahnen konnten», so Hürzeler. Heute sieht er grosses Potenzial in dieser Entwicklung, insbesondere in der Kom­munikation mit der Bevölkerung: «In Zukunft könnte man den Bürger beispielsweise mit 3-D-Modellen auf seinem eigenen Smartphone über Bauvorhaben informieren. Was man heute mit Baugespannen macht, wäre dann digital und mit Augmented-Reality-Funktionen verfügbar. So könnte sich der Nachbar auf dem eigenen Gerät ein genaues Bild vom benachbarten Bauprojekt machen und sich eine Meinung bilden.» Das wäre für Hürzeler ein «Game-Changer». Ganz so weit sei man heute aber noch nicht. «Es wird mit der AR-Technologie auf jeden Fall immer mehr Möglichkeiten geben, auch im Städtebau. Das führt zu besseren und verlässlicheren Entscheiden und zu mehr Transparenz.» Deshalb sei es wichtig, dass auch die Verwaltung gemeinsam mit ex­ternen Partnern Innovationen vorantreibe. (nsi)

https://www.youtube.com/embed/zZ7iLePUc_s?autoplay=0&start=0&rel=0
https://twitter.com/ChrisGis3D/status/1003587577901961216

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