Auf den Spuren der Burg Sandegg in Salenstein TG
Die historische Anlage auf der Sandegg in Salenstein TG soll saniert werden. Im Vorfeld der Arbeiten nutzte das Amt für Archäologie des Kantons Thurgau die Gelegenheit, mögliche Reste älterer Bauten zu untersuchen. Das sind die bisherigen Erkenntnisse.

Quelle: ETH Zürich ZB Zürich / Sandteck
Die älteste Ansicht des Schlosses von Matthaeus Merian, ursprünglich publiziert 1642.
Die Anlage, die sich aus einer Aussichtsterrasse und einem Park zusammensetzt, war in den letzten Jahren in einem schlechten Zustand: 2004 stürzte die Nordwestecke der Terrasse ein. Der Zugang zur Ruine Sandegg musste in der Folge aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Nun soll die Anlage saniert und wieder öffentlich zugänglich werden.
Die Gemeinde Salenstein hat dazu gemeinsam mit dem Thurgauer Amt für Archäologie ein Sanierungsprojekt erarbeitet. Im Vorfeld nutzte das Amt die Gelegenheit, mögliche Reste älterer Bausubstanz bei der Ruine zu untersuchen. Denn der Ort hat eine bewegte Geschichte: Das Plateau wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder genutzt und bebaut.
Von der Burg zur Aussichtsterrasse
Wie das Amt für Archäologie am Mittwoch mitteilte, blieb auf der Sandegg kaum ein Abschnitt dauerhaft unverändert. Nach schriftlichen Quellen soll die Burg bereits im 8. Jahrhundert bewohnt gewesen sein und wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach die Besitzer. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts schien sie zudem weitgehend verfallen zu sein – 1540 wurde sie als «höchst baufällig und ohne Wert» beschrieben.
Auch zwischen dem 17. und 19 Jahrhundert blieb die Anlage im Wandel und wurde mehrfach umgebaut, rückgebaut und renoviert. 1814 wurde der Turm abgetragen, das Hauptgebäude saniert und fortan als Schloss Sandegg bezeichnet. Im Jahr 1833 brannte die Anlage schliesslich bei Renovierungsarbeiten nieder.
Zehn Jahre später wurden die letzten Reste abgetragen und auf dem alten Kellergewölbe des Schlosses eine Aussichtsplattform errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts folgte dann die erste Gartengestaltung, die um 1920 ihre heutige Form erhielt.

Quelle: Archäologie des Kantons Thurgau
Bei den Untersuchungen wurde in der Mitte des oberen Plateaus der Eckverband des Turms angetroffen.
Suche nach Gebäuden aus schriftlichen Quellen
«Diese vielschichtige Geschichte zeigt sich eindrücklich in der Bausubstanz und im Gelände», so Simone Benguerel, vom Amt für Archäologie des Kantons Thurgau, in der Mitteilung. Neben schriftlichen Quellen liefern ab dem 17. Jahrhundert auch bildliche Darstellungen Hinweise zur Entwicklung der Anlage auf der Sandegg. Ziel der archäologischen Arbeiten ist es, die Gebäude und Strukturen, die in den historischen Quellen erwähnt sind, zu verifizieren – insbesondere Turm, Palas sowie Kapelle und Torsituation der ehemaligen Burg.
Wie das Amt für Archäologie mitteilt, wurde bei den Untersuchungen in der Mitte des oberen Plateaus denn auch der Eckverband des Turms entdeckt. Die Überreste weisen ein Gebäude von mindestens 13 x 6,5 Metern aus. «Bemerkenswert ist die Konstruktion gegen Norden: Da der geologische Untergrund dort abfällt, wurde das Turmfundament gestuft gegen das Erdreich gesetzt», so Benguerel. Vom Palas, der gemäss den bildlichen Quellen westlich des Turms stand, wurden bisher keine Fundamentmauern entdeckt.
Weiter legte das Team unter einem Rondell aus Sandsteinen, das im Rahmen der Gartengestaltung im Eingangsbereich erbaut wurde, ältere Mauern frei. Benguerel: «Diese dürften zu Vorgängern der heutigen Umfassungsmauer oder zu schlosszeitlichen Anlagenteilen gehören». Auf einem Plan zu Beginn des 19. Jahrhunderts sei an dieser Stelle ein Treppenabgang eingezeichnet, der als Interpretation in Frage komme, heisst es.
Geschichte des Ortes sichtbar machen
Mit der Sanierung soll die Anlage nun bald wieder öffentlich zugänglich sein. Zudem soll die Geschichte des Ortes sichtbar und erlebbar gemacht werden, so Bruno Lorenzato, Gemeindepräsident von Salenstein, in der Mitteilung. Im Fokus der Bauetappe in diesem Jahr steht die Sicherung und die Instandsetzung der Aussichtsterrasse.
Im kommenden Jahr folgen die Restaurierung der Umfassungsmauern sowie die Wiederherstellung der historischen Gartengestaltung. Die Wiedereröffnung der Sandegg ist gemäss Mitteilung im Spätsommer oder Frühherbst 2026 geplant. (mgt/pb)

Quelle: Archäologie des Kantons Thurgau
Hirsch und Brunnen nach der Entfernung der Vegetation.