Schauspieler Andrea Zogg: Vom Bau auf die Bühne
Wäre alles nach Plan gelaufen, würde Andrea Zogg heute wahrscheinlich nicht als Schauspieler, sondern als Bauunternehmer seine Brötchen verdienen. Sicherlich hätte er auch im Beruf seiner Vorväter mit seinem Charisma gepunktet. Doch der Schweiz wäre einer der begabtesten und bekanntesten Charakterdarsteller verloren gegangen.
Quelle: René Ruis
Andrea Zogg ist auf den Baustellen seines Vaters gross geworden - und wurde dennoch Schauspieler.
Andrea Zogg hat für das Treffen mit dem Baublatt die Lokremise beim Bahnhof St. Gallen vorgeschlagen. Der Gebäudekomplex wurde zu einem einladenden Kultur-Areal umgestaltet. Der Schauspieler und Regisseur ist bester Laune. Mit ein Grund ist eine ganz neue Erfahrung: «Ich kriege jetzt Geld, einfach so», flachst er. Vergangenen November wurde er pensioniert. Zudem steckt er mitten in einer Art Zwischenjahr. «Die Umstände haben es ergeben, dass ich erst kommenden Herbst wieder Projekte habe.» Das stört ihn aber nicht, im Gegenteil: «Die Pause tut unglaublich gut.»
Der 66-Jährige geniesst die freie Zeit mit dem Pflegen von Freund- und Bekanntschaften, Kulturgenuss und Reisen. Nach unserem Gespräch sieht er einen Kollegen – das Treffen macht er spontan per Telefon, ab, als er realisiert, dass nach dem Interview noch Zeit bleibt bis zum geplanten Abendessen mit seinem Sohn und dessen Frau. Nach dem Essen gönnt er sich dann allein das Mozart-Requiem, das gerade in der Gallusstadt aufgeführt wird. Zogg ist ein begeisterter Opernliebhaber, hat auch schon diverse der klassischen Musikdramen selbst inszeniert.
Die Leidenschaft für Opern weckte Vater Zogg in seinem Sohn: «Wenn er Schuhe kaufen gehen sollte, kam er etwa mit der ‹Zauberflöte› heim. Wir hörten die Platten rauf und runter.» Der damals achtjährige Andrea hätte nicht sagen können, ob ein damals aktueller Hit von Uriah Heep oder Status Quo ist. «Aber viele klassische Werke erkannte ich nach ein paar Takten.»
Sommerferien auf dem Bau
Der Vater war in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Er führte das von Grossvater Zogg gegründete Bauunternehmen in Tamins und Chur in Graubünden. «Als 14-Jähriger wusste ich in den Sommerferien nicht viel mit mir anzufangen», erinnert sich Andrea Zogg. «Mein Vater gab mir Jobs in der Firma. Er stellte mich etwa als Verkehrsregler an eine Strasse, die saniert wurde. Es hatte zwar Ampeln, doch es gab immer wieder Autofahrer, die versuchten, noch bei Rot durchzukommen.» Heute tun ihm die Leute leid, die den ganzen Tag in Baumontur den Verkehr an Baustellen regeln müssen. «Das ist wirklich ein sterbenslangweiliger Job.» Um etwas mehr Aktion in die Szenerie zu bringen, heckte Zogg junior Streiche aus. «Einmal setzte ich die Ampeln an beiden Seiten auf Grün – nur, um zu sehen, was passiert», meint er mit diebischem Grinsen.
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