Misox rechnet mit Wiederaufbaukosten von 84 Millionen Franken
Ein Jahr nach der Unwetterkatastrophe mit verheerenden Murgängen hat das
bündnerische Misox einen Grossteil des Wiederaufbaus bewältigt und
Sicherheitsmassnahmen umgesetzt. Die Region rechnet mit Kosten von 84
Millionen Franken. Das erklärten die Verantwortlichen am Donnerstag in Roveredo vor den
Medien.

Quelle: Jonathan Molina /WSL
Alpines Wasserkraftwerk an der Blinne im Kanton Wallis: Bei niedrigen Abflüssen wirken sich Temperaturschwankungen schneller auf das Gewässer aus, was insbesondere für kälteliebende Arten problematisch sein kann.
Die Finanzierung ist demnach aufgeteilt zwischen Kanton, Bund, Gemeinden und Drittparteien. Bund und Kanton übernehmen je rund einen Drittel aller Kosten. Auf die sechs betroffenen Gemeinden entfallen 13,5 Millionen Franken. Für Sofortmassnahmen zur Wiederherstellung der Sicherheit vor Murgängen und Gerölllawinen erwartet die regionale Koordinationsgruppe Kosten von 14,2 Millionen Franken. Davon wurden bereits zehn Milli-onen Franken aufgewendet.
Gebaut wurden etwa Schutzdämme, Abflusskanäle, Hangsicherungen und Flussverbauungen. Weit fort-geschritten ist die Freiräumung von sechzig Hektar Landwirtschaftsland, das von Geröll verschüttet wur-de. Ein weiteres grosses Wiederaufbauvorhaben ist die Wiederherstellung von dreissig Kilometern Forst-strassen. Zudem musste ein Wasserkraftwerk repariert werden. "Wir haben bereits einen grossen Teil der Wiederaufbau- und Schutzprojekte angepackt und umgesetzt", sagte Luca Plozza vom kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dafür seien bereits über sechzig Millionen Franken ausgegeben worden. "Eigentlich fehlen nur noch der Schutzdamm von Sorte, die Reparatur von Landwirtschaftsstrassen und von noch vier Ki-lometern Forststrassen."
Ein Schutzdamm für Sorte für 6,8 Millionen
Klar ist nun, wie das teilweise verschüttete Sorte in Zukunft geschützt werden soll. Im Weiler sind nach wie vor zwanzig Personen evakuiert. "Wir haben uns für das Projekt mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis entschieden", sagte Nicola Giudicetti, Gemeindepräsident von Lostallo, zu dem Sorte gehört. Für maximal 6,8 Millionen Franken wird voraussichtlich ein langer, gerader Schutzdamm entlang des eva-kuierten Dorfteils erstellt. Das einige Meter hohe Bauwerk schützt das Siedlungsgebiet, nicht aber die Kantonsstrasse.
Ein zentrales Vorhaben ist die Überarbeitung der regionalen Gefahrenkarte. Sie stellt die Basis dar für die künftige Raumplanung und die Erstellung von Schutzbauten. Das kantonale Amt für Wald und Naturge-fahren rechnet mit Kosten von 1,1 Millionen Franken. Etwa ein Drittel der bisherigen Gefahrenkarte müs-se aufgrund der neuen Erkenntnisse angepasst werden, sagte Plozza.
Das Misox
erhält nicht nur vom Kanton und Bund Unterstützung, sondern auch von
Organisationen und Privatpersonen. "Wir haben Spenden von drei Millionen
Franken bekommen", sagte Anna Giacometti, FDP-Nationalrätin und
Präsidentin der Spendenkommission. Davon seien bisher 1,3 Millionen
Franken an Haushalte, Privatpersonen, Firmen und Gemeinschaftsprojekte
ausbezahlt worden. "Das Misox hat die Ärmel hochgekrempelt",
fasste Philippe Sundermann, Sprecher der Koordinations-gruppe, zusammen.
Das Tal und dessen Verantwortliche hätten so schnell und gewissenhaft
wie möglich gehandelt, Lösungen gesucht und Fachleute zusammengebracht. "Es
gibt noch viel zu tun, aber wir haben die richtigen Partner und den
Willen weiterzumachen", versicherte der Kommunikationschef.
Am 21. Juni 2024 hatten im Bündner Südtal Unwetter zu grossen Überschwemmungen
und Gerölllawinen geführt. Ein Teil des Dorfes Sorte wurde von Geröll
verschüttet. Zwei Menschen kamen ums Leben, eine Person wird weiterhin
vermisst. (Jara Uhricek, Keystone-SDA)