08:10 BAUBRANCHE

Zimmermann und Schwinger Damian Ott: «Ich fand Holz immer faszinierend»

Geschrieben von: Simone Matthieu
Teaserbild-Quelle: S. Müller Holzbau AG

Dass er Zimmermann werden will, wusste Schwinger Damian Ott schon von klein auf. Auch wenn er mittlerweile als Projektleiter arbeitet, weil sich dies besser mit seiner sportlichen Karriere vereinbaren lässt, war er diesen Sommer im Kaukasus-Gebirge im Einsatz, wo er drei Holzhütten mitgebaut hat.

Montage Team

Quelle: S. Müller Holzbau AG

Damian Ott (dritter von links) unterwegs im Kaukasus-Gebirge zur Baustelle auf rund 2600 Metern höhe, zusammen mit dem Montageteam.

Früh war der Berufswunsch von Damian Ott klar: Der heute 23-Jährige wollte schon als Kind etwas Handwerkliches machen. «Ich fand Holz immer faszinierend. Der Geruch, die Beschaffenheit des Materials sind einfach cool.» Der Toggenburger wuchs mit seinen zwei Brüdern und fünf Schwestern auf einem Bauernhof in Dreien SG auf. Heute wohnt er ein paar hundert Meter entfernt vom Elternhaus. Selbst zu Bauern war nie ein Thema für ihn: «Das meiste Interesse daran hatte stets mein mittlerer Bruder, er hat dann auch den Hof übernommen.»

Für Damian, den jüngsten der Ott-Geschwister, war Zimmermann die logische Berufswahl, weil man da am meisten mit Holz zu tun hat. Sein Onkel hatte eine Zimmerei im Schwarzenbach SG. «Leider starb er, bevor ich alt genug war, um in die Firma einzusteigen. Stefan Müller, ein guter Freund von meinem Onkel, übernahm den Betrieb.»

Naheliegend, dass Ott seine Schnupperlehre bei seinem Bekannten in dessen Firma S. Müller Holzbau AG machte. «Danach war klar, dass ich bleibe. Das sind inzwischen neun Jahre», sagt der erfolgreiche Schwinger. Er liebt seinen Beruf: «Holzbau ist nachhaltig. Dank der richtigen Dämmschicht gibt es weniger Wärmeverlust und so niedrigere Stromkosten. Der Holzbau ist am Boomen. Das ist schön, denn das zeigt: Die Zukunftsaussichten sind positiv.» Den Standort in Schwarzenbach gibt es immer noch. Ott arbeitet nun allerdings am Hauptsitz in Will SG. Dort besuchen wir ihn. Das Firmengelände sieht zurzeit selbst wie eine Baustelle aus. Rund um die Produktionshalle wird gearbeitet. Die Büros sind teilweise in Baucontainern untergebracht. Aber nur, bis der geplante neue Neubau steht. Ein hochmodernes, einladendes Gebäude mit viel Holzanteil, wie die Visualisierung auf der Homepage zeigt.

Arbeit als Projektleiter

Das Büro von Ott ist in der Produktionshalle untergebracht. Der 1,97-Meter-Hüne bevorzugt es, stehend zu arbeiten. Dass er im Büro und nicht in der Fertigungshalle steht, hat damit zu tun, dass Ott von seinem ursprünglichen Beruf zum Projektleiter gewechselt hat. «Das war, als ich mir im Winter 2021 beim Kilchberg-Schwinget eine Verletzung zuzog», erklärt er. Körperliche Arbeiten durfte er vorerst keine durchführen. Zuhause sei ihm jedoch langweilig geworden. «Ich fragte in der Firma, ob ich etwas mitzeichnen darf. Zum Glück war im Büro noch ein Platz frei.» Zuerst habe er kleine Sachen für sich gemacht. Nach zwei, drei Monaten hatte er die Arbeitsabläufe im Griff, lernte, die nötigen Computerprogramme zu bedienen und konnte den Kollegen beim Zeichnen mithelfen. «Es passte gut. So konnte ich, wann immer nötig, in die Physio und flexibel trainieren. Das hat sich super eingespielt.»

Der Athlet realisierte, dass sich die Arbeit als Projektleiter besser mit seiner grossen Leidenschaft Schwingen arrangieren liess, als wenn er als Zimmermann auf dem Bau arbeitete. «Ich hatte schon vorher viele Freiheiten. Stefan Müller unterstützte meine Schwinger-Karriere von Anfang an. Doch als Projektleiter ist es nun noch besser: Ich muss einfach Ende Woche meine Arbeiten fertig haben. Ansonsten kann ich meine Präsenzzeit mehr oder weniger selbst einteilen, mal früher gehen oder später kommen.» Das ist nicht unwichtig, wenn man einen Beruf mit wöchentlich 13 Stunden Training oder mehr unter einen Hut bringen will.

Berghütten im Kaukasus-Gebirge

Luftaufnahme der Baustelle

Quelle: S. Müller Holzbau AG

Die spektakuläre Landschaft um die Berghütten liegt in der Region der Abudelauri-Seen.

Kürzlich war Ott wieder einmal als Zimmermann im Einsatz: Diesen Herbst erstellte S. Müller Holzbau AG im Kaukasus-Gebirge von Georgien drei von sieben geplanten Holzberghütten. Die Auftraggeber wollen das Gebiet touristenfreundlicher machen. Die über vierhundert Elemente für die Hütten wurden in Will produziert und anschliessend per Lastwagen nach Georgien transportiert. «Wir brauchten Leute zum Aufrichten, die das gern machen – da war ich natürlich sofort dabei. Es durften jedoch alle aus dem Betrieb vor Ort gehen, wenn sie Lust hatten - ob Bauleiter oder Berufsschullehrer. Das ist cool, allen die Möglichkeit zu geben, das zu erleben», schwärmt Ott. «Es war super. Die Georgier machten das Beton-Stahl-Fundament, auf das wir unsere Holzbauten stellten. Sie waren immer vor Ort: Einer kochte drei Mal am Tag Essen für uns. Auch der Hubschrauber-Pilot, der uns von unserer Unterkunft in einem kleinen Gasthaus im Tal auf die Baustelle flog und zurück, war Georgier.» Abends hätten ihre Gastgeber sie neben dem Mahl auch mit Musik verwöhnt.

«Ich verstehe, wenn Leute Hemmungen haben, nach Georgien in die Ferien zu gehen wegen der politischen Lage in Osteuropa. Mir ging es ebenso, ich hatte zuerst ein etwas mulmiges Gefühl. Doch ich kam mit einem derart positiven Eindruck und schönen Erlebnissen im Gepäck zurück – das ist eine Geschichte, die ich noch meinen Enkeln erzählen werde.»

Die Hütten stehen in einem Naturschutzgebiet. «Die Gegend eignet sich gut zum Wandern. Die Georgier haben alle Wanderwege neu gemacht, wirklich toll», betont Ott. Nächstes Jahr werden die Leute von der S. Müller Holzbau AG nochmals in den Kaukasus reisen und sich um den Aufbau der restlichen vier Hütten kümmern. «Ich würde dann schon gern nochmals mitgehen und sehen, wie die fertigen Unterkünfte aussehen.»

Ob er wirklich gehen kann, ist allerdings ungewiss: «Es kann sein, dass der Jubiläumsschwinget für das 125-jährige Bestehen des Schweizer Schwingverbands dazwischenkommt. Bei einem solchen Ereignis will ich natürlich schon dabei sein.» Momentan steht das Schwingen klar im Fokus von Damian Ott: «Für eine berufliche Karriere habe ich später noch Zeit. Aber jetzt, mit 23 Jahren, bin ich körperlich auf dem Höhepunkt, die Chance will ich nützen und zum Glück sieht das auch mein Arbeitgeber so.»

Ott stammt nicht aus einer Schwingerfamilie wie so viele seiner Sport-Kollegen. «Mein mittlerer Bruder begann zu schwingen. Er nahm mich mit  – ich hatte als Sechsjähriger mein erstes Training.» Der Bruder schwang bis er 19 Jahre alt war, dann hörte er auf, motivierte seinen Jüngeren allerdings, weiterzumachen: «Er sagte, du könntest Erfolg haben.» Richtig beobachtet: Ott steht in der Jahreswertung 2023, in der alle aktiven Schwinger nach ihren Leistungen der vergangenen Saison bewertet werden, auf Platz neun aller Schweizer Schwinger. «Wir haben ein cooles Team im Toggenburger Schwingverband. Wir trainieren stets zusammen und fordern einander heraus, um das Beste herauszuholen. Ott erkämpfte sich 2022 in Pratteln am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest denn auch einen eidgenössischen Kranz, deshalb ist er nun «Eidgenosse» und gehört zu den «Bösen», wie die Besten im Schwingsport genannt werden – also die, die sich an einem Eidgenössischen Anlass einen Kranz erschwungen haben.

Trychlen im Toggenburg

In seiner Freizeit war Ott lange ein begeisterter Trychler. «Leider bin ich nicht mehr oft dabei. Ich bin zwar noch im Verein, doch meist sind die Proben dann, wenn ich im Training bin.» Wenn er Zeit habe, gehe er immer noch gerne hin, da viele ehemalige Schulkollegen trycheln. «Meine Neffen haben auch schon Freude daran.» Er selbst sei wieder über seine Brüder dazugekommen. «Eigentlich ist Trycheln ja ein Brauch aus der Innerschweiz. Mein Grossvater kam aus dem Kanton Schwyz ins Toggenburg und hat die Tradition mitgenommen. Meine Eltern haben zwar nicht getrychelt, aber wir Enkel haben es wieder aufgenommen. Ich finde das sehr schön, wie es von einer Generation unserer Familie zur anderen weitergegeben wird.» Ansonsten ist Ott neben seinen anderen Verpflichtungen gerne sportlich unterwegs, spielt Tennis, fährt Rad und Ski. «Sport allgemein ist halt sehr wichtig für mich.»

Zurück zum Holzbau: Damian Otts grosser Wunsch ist es, sein eigenes Haus zu bauen. «Das ist ein Kindheitstraum. Ich würde nie einfach ein bestehendes Gebäude kaufen, das ist nicht mein Stil. Ein altes Haus umbauen käme noch infrage.» Aktuell gibt es noch keine konkreten Pläne. «Das kommt, wenns kommt.»

Helikopter im Anflug.

Quelle: S. Müller Holzbau AG

Das Material wird mit dem Helikopter auf die Baustelle transportiert.

Damian Ott bei der Arbeit.

Quelle: S. Müller Holzbau AG 2501_

Damian Ott bei der Arbeit.

Berghütte

Quelle: S. Müller Holzbau AG

Eine der Berghütten, die Damian Ott und seine Kollegen errichteten.

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Freie Mitarbeiterin für das Baublatt.

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