Schweizer Baubranche trotzte der Coronapandemie
In der Corona-Pandemie zeigte sich die Bauwirtschaft als verlässliche Stütze der Schweizer Wirtschaft: Im 2021 stieg der Umsatz laut Schweizerischem Baumeisterverband (SBV) im Bauhauptgewerbe auf 23.1 Milliarden Franken, das ist ein Plus von +4.5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ursache waren Nachholeffekte.
Die Branche bietet wieder so viele Arbeitsstellen wie vor der Pandemie: Wie der SBV an seiner Jahresmedienkonferenz zur Baukonjunktur bekannt gegeben hat, konnte das Vorkrisenniveau mit mehr als 91'500 Vollzeitstellen für Festangestellte wieder erreicht werden. Dank Corona-Nachholeffekten habe 2021 eine Umsatzsteigerung von 4.5 Prozent gegenüber 2020 verzeichnet werden können.
Lieferschwierigkeiten und hohe Preise
Obwohl Lieferschwierigkeiten und hohe Preise bei vielen Baumaterialien ein grosser Unsicherheitsfaktor bleiben und Preisschwankungen bei Baustoffen üblich sind, stellen sich Herausforderungen: Gemäss SBV haben sich Stahl, Kunststoff und Holz zum selben Zeitpunkt stark verteuert und sind gleichzeitig nur schwer zu beschaffen. 60 Prozent der Baufirmen seien in den vergangenen Monaten zumindest zeitweise von Lieferschwierigkeiten betroffen.
So lässt sich denn auch ein Teil der Umsatzsteigerungen auf die höheren Materialpreise zurückführen. Real sei der Umsatz also weniger stark gestiegen, als die nackten Zahlen vermuten liessen, teilt der SBV mit. Das heisst, die Produktionskosten haben für Baumeister zugenommen, während sie diese Kostensteigerungen vertragsbedingt nur teilweise an die Kunden weitergeben konnten. Der SBV geht davon aus, dass die Baumaterialpreise 2022 auf hohem Niveau bleiben. „Eine schwierige Situation für eine Branche, die mit tiefen Margen im Bereich von 2 bis 3 Prozent wirtschaften muss – in der Gesamtwirtschaft liegt der Durchschnittswert bei 7 Prozent“, hält der SBV dazu fest.
2022: Zinsanstieg als Risiko
Der Bauindex der der Credit Suisse und des SBV lässt 2022
auf ein leichtes Umsatzplus von 2.1 Prozent gegenüber dem Vorjahr schliessen.
Neben den Preisanstiegen und Lieferschwierigkeiten bleibt ein möglicher
Zinsanstieg ein grosses Risiko. Zwar erachtet man beim SBV eine Zinserhöhung im
2022 als unwahrscheinlich, dennoch muss dieser Schritt laut SBV für 2023 im
Auge behalten werden. „Dies hätte zu Folge, dass Immobilien im Vergleich zu
anderen Anlageklassen an ihrer bisherigen Attraktivität verlieren würden und
die Bautätigkeit abnähme“, heisst es in der Medienmitteilung. (mgt/mai)
Aktionsplan „Offensive Modernisierung Gebäudepark“
Im Rahmen seiner Jahresmedienkonferenz hat der SBV den Zwölf-Punkte-Aktionsplan „Offensive Modernisierung Gebäudepark“ ausführlich vorgestellt. Die Baumeister formulieren darin zwölf konkrete Massnahmen, die für die Erreichung der Klimaziele 2050 entscheidend sind:
- Um die Sanierungsquote zu erhöhen, bedarf es der schnellstmöglichen Einführung eines Ausnützungsbonus von 30% für Ersatzneubauten.
- Ersatzneubauten verdienen die gleiche Förderung wie energetische Sanierungen.
- Die Auflagen an Baubewilligungen mit verdichteter Bauweisemüssen minimiert werden.
- Es braucht verstärkt kommunikative Begleitung, welche die Vorteile von Verdichtungsprojekten herausstreichen.
- Die Anzahl der Gebäude, welche unter Schutz gestellt werden, darf eine Mindestgrenze nicht überschreiten.
- Die Bedeutung der Verdichtung muss dem Ortsbildschutz mindestens gleich gesetzt werden.
- Die kantonalen Raumplanungsgesetze müssen auf Verdichtungshindernisse überprüft werden und erkannte Herausforderungen angegangen werden.
- Das Machtelement «Einsprache» muss bei den Baubewilligungen entkräftet werden.
- Die Baubewilligungsprozesse müssen schneller abgewickelt werden.
- Die Behörden sollten Ihre Kompetenzen im Bereich der Baubewilligungen erhöhen.
- Öffentliche Bauherren müssen eine Vorreiterrolle in der Verwendung von Recyclingbaustoffen übernehmen.
- Das innovative Baustoffrecycling, das sich in einer frühen Entwicklungsphase befindet, soll nicht durch Überregulierung ausgebremst werden.
Weitere Infos auf https://baumeister.swiss
(mgt/mai)