KOF-Geschäftslagenindikator: Lieferkettenprobleme haben sich mehrheitlich gelöst
Der Geschäftslageindikator, den die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) jeweils aus ihren Umfragen für die Schweizer Wirtschaft berechnet, sinkt im April wieder. Im Vormonat hatte er sich kaum bewegt. Dennoch gibt es laut KOF auch positive Signale: Lieferkettenprobleme hätten sich weitgehend aufgelöst und der Preisauftrieb nehme wieder ab.
Immerhin lassen mehrere Wirtschaftsbereiche den Schluss zu, dass sich
das Problem des Material- und Vorproduktemangels erheblich entschärft.
Wie die KOF feststellt nehmen im Baugewerbe und einiges deutlicher im Verarbeitenden Gewerbe die Meldungen über fehlende Materialien und Vorprodukte stark ab. Grosshändler gehen von eher sinkenden Lieferfristen aus. Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes berichteten zudem von aus ihrer Sicht deutlich zu hohen Vorproduktebeständen in ihren Lagern. Nachdem die Lagerbestände gezielt aufgebaut worden sind, könnte gemäss KOF nun eine Phase folgen, in der der Zielbestand an Vorprodukten wieder nach unten angepasst wird.
Unternehmen rechnen mit geringeren Preisanstiegen als bisher
Zudem zeigen die Umfrageergebnisse, dass die Unternehmen mit niedrigeren Preisanstiegen als bis anhin planen. In allen befragten Wirtschaftsbereichen sei der Höhepunkt der Preisanpassungen zunächst einmal überschritten, heisst es in der Medienmitteilung der KOF. Am häufigsten seien noch Preisanhebungen im Gastgewerbe geplant, allerdings weniger stark nach oben gerichtet wie in den Vorquartalen.
Wesentlich für den schwindenden Auftrieb bei den Verkaufspreisen dürfte sein, dass auch die Einkaufspreise für die Vorprodukte der Unternehmen nicht mehr so stark steigen. Die Lieferketten funktionieren meist wieder. Und bei den Energiepreisen – zum Beispiel beim Gas - entspannt sich die Situation aktuell.
Zu den Planungen bezüglich der eigenen Verkaufspreise passen die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich der allgemeinen Teuerung. Im April rechneten sie mit einer Inflation von 2.6% in den kommenden zwölf Monaten. Im Januar gingen sie noch von 2.9% und im Oktober 2022 von 3.7% Inflation in den jeweils folgenden zwölf Monaten aus. - Seit Sommer 2022 werden die Unternehmen in den KOF Konjunkturumfragen regelmässig zu ihren Inflationserwartungen befragt.
Fachkräftemangel bereitet nach wie vor Sorgen
Derweil beeinträchtigt der Personalmangel die Unternehmen nach wie vor erheblich. Zwar seien die Klagen über einen Personalmangel nicht mehr lauter geworden, konstatiert die KOF. Entwarnung könne aber in keinem Wirtschaftsbereich gegeben werden. Denn Berichte von Knappheiten auf dem Arbeitsmarkt sind in allen Wirtschaftsbereichen im mittelfristigen Vergleich derzeit relativ weit verbreitet.
Den Ergebnissen der KOF Konjunkturumfragen vom April 2023 liegen die Antworten von etwa 4500 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen zu Grunde. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 60%. (mai/mgt)