13:09 BAUPROJEKTE

Ein neues Zuhause für Gorilla und Co.

Teaserbild-Quelle: zvg

Das Affenhaus im Basler Zoo entspricht den heutigen Anforderungen nicht mehr. Deshalb wird die 40 Jahre alte Anlage einer gründlichen Sanierung und Erweiterung unterzogen. Neben dem Platzgewinn geht es vor allem darum, den Tieren eine neue Erlebniswelt zu erschliessen. So will der Zoo eine artgerechtere Haltung für die Affen erreichen.


Vor rund 40 Jahren galt das im Jahre 1969 eingeweihte Affenhaus im Basler Zoo als fortschrittlich. Heute fällt das Urteil weitaus kritischer aus. Vor allem, was die Haltung der Menschenaffen, Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans betrifft. So machte der Schweizer Tierschutz (STS) vor bald drei Jahren darauf aufmerksam, dass es den Menschenaffen nicht nur an Rückzugsgebiete, sondern auch an grosszügigen Aussenanlagen fehle. Denn die bestehenden Aussenanlagen seien mit 70 Quadratmetern viel zu klein. Das Fazit des STS lautete demzufolge auch: «Die Haltung der Menschenaffen im Basler Zoo ist heute total überholt.»

Dieser Probleme war sich auch der Zoo bewusst. Auf seiner Website steht denn auch, dass das ursprüngliche Affenhaus gemäss dem damaligen Wissensstand gebaut worden war. Seither habe man aber viele neue Erkenntnisse über das Leben der Affen gewonnen. «Heute kennen wir die Bedürfnisse dieser Tiere besser und damit auch die Anforderungen für eine artgerechtere Haltung», erklärt Heidi Rodel, Projektleiterin des Zoos. Deshalb werde das Affenhaus nun dem neuen Wissensstand angepasst.

Die Anpassungen betreffen vor allem die Gehege der Menschenaffen. Sie sollen nämlich nicht nur mehr Platz (innerhalb wie auch ausserhalb des Affenhauses) erhalten, sondern auch mehr von der Aussenwelt zu spüren bekommen. Denn bisher konnten die Menschenaffen die Aussenwelt nur auf geschützten Balkonen wahrnehmen. Mit dem Projekt «Neue Erlebniswelten», das die Erneuerung und die Erweiterung des Affenhauses vorsieht, wird den Menschenaffen nun eine neue Welt eröffnet.

Die anderen Innenanlagen im Affenhaus werden – wo immer es der Platz zulässt – nach hinten vergrössert und der Art entsprechend ausgestattet. Weil das gesamte Affenhaus isoliert und abgedichtet werden muss, werden ausserdem die Aussenanlagen der Kleinaffen, die auf dem Dach des Affenhauses angesiedelt sind, abgebrochen und neu aufgebaut. Für die Erneuerung und die Erweiterung des Affenhauses budgetiert der Basler Zoo 28 Millionen Franken. Die Verantwortlichen hoffen, dass das Projekt vorwiegend aus Spenden finanziert werden kann.

Den Blicken nicht immer ausgesetzt

Die neue Welt erschliesst sich den Menschenaffen durch fünf neue Aussenanlagen. Von der Aussenwelt abgegrenzt werden die Anlagen nämlich «nur» durch Stahlnetze, die durchlässig sind für Sonne, Wind, Regen und Schnee. Somit wird den Menschenaffen ermöglicht, ihre Umwelt hautnah mitzuerleben. Erhöht wird dieser Effekt durch die Innenausstattung der Aussenanlagen. In diese kommen nämlich unterschiedlich hohe Kletterbäume, die – um den Kletterspass zu erhöhen – mit Seilinstallationen ergänzt werden. Am Boden wird ausserdem Gras wachsen und es werden Flächen mit Sand, Erde und Wasser angelegt. Büsche und Bäume werden hingegen nicht angepflanzt. Der Grund: «Diese würden sehr schnell aufgefressen werden», erklärt Rodel.

Damit jede der drei Menschenaffenarten ihren eigenen Aussenraum hat, werden die Aussenanlagen im Innern durch Netze voneinander abgetrennt. Geplant sind zwei Aussenräume für die Schimpansen, je ein Aussenraum für Gorillas und Orang-Utans. Der fünfte Raum ist für flexible Nutzungen gedacht.

Über die Stahlnetze, die zur Abgrenzung der Aussenwelt dienen, wird an einigen Stellen ein zweites Netz gespannt. Dieses zweite Netz soll mit Kletterpflanzen begrünt werden. Mit ihnen will der Zoo einerseits bei den Besuchern ein Dschungel-Feeling hervorrufen. Anderseits sollen sie für die Menschenaffen als Schattenspender und als Sichtschutz dienen. Um den Menschen den Blick in die Welt der Menschenaffen dennoch hindernislos ermöglichen zu können, werden an einigen Stellen der Aussenanlagen gitterlose Panorama-Fenster eingebaut.

Aufenthalt noch offen

Die Aussenanlagen haben aber auch einen entscheidenden Nachteil: Sie beanspruchen sehr viel Platz. Für sie müssen deshalb andere Tiere weichen. Denn dort, wo die Aussenanlagen zu stehen kommen, befinden sich heute die Javaneraffen und die Brillenbären. Deshalb müssen die Javaneraffen umziehen, und zwar in die Anlage, in der zurzeit die Tahre (Himalajaziegen) untergebracht sind. Die Brillenbären und auch die Tahre hingegen werden nicht an einem andern Platz verlegt. Ihre Haltung gibt der Zoo Basel zugunsten der Menschenaffen auf.

Mit der Sanierung und Erweiterung des Affenhauses soll im Frühjahr 2010 begonnen werden. Die Bauarbeiten werden zwei Jahre dauern. Da man den Menschenaffen den Lärm nicht zumuten kann, bringt man sie vorübergehend weg. Die Orang-Utans werden in Gelsenkirchen untergebracht. Die Gorillas und Schimpansen sollen in der Umgebung von Basel unterkommen. Allerdings steht noch nicht fest, wo. (Florencia Figueroa)

Fakten und Zahlen

Der Besucherraum bleibt mehrheitlich in seiner bestehenden Struktur erhalten und wird ergänzt mit Vermittlungselementen. Die Innenanlagen werden, wo immer möglich, nach hinten vergrössert und den Bedürfnissen der Art entsprechend ausgestattet. Die Gehegeinnenfläche bei den Menschenaffen wird von 340 auf rund 700 Quadratmeter verdoppelt.

Rund um das Menschenaffenhaus werden fünf mit Stahlnetzen überdeckte Aussenanlagen gebaut. Diese werden von Beton-Pylonen, sogenannten Tridigits, getragen. Die Anlagen werden mit einer Auswahl an Bodensubstraten und Wasser abwechslungsreich strukturiert. Die teilweise Bepflanzung der Netze dient als Schattenspender, grenzt die Anlagen optisch voneinander ab und vermittelt Dschungelatmosphäre. Die fünf Aussenanlagen umfassen je eine Fläche von über 2000 Quadratmetern (bisher rund 70 Quadratmeter). Die Höhe der Aussennetze beträgt bis zu 16 Meter.

Die Aussenanlagen auf dem Dach des Hauses sind zum Teil für das Publikum einsehbar. Die Wollaffeninsel bleibt erhalten. Die Javaneraffen ziehen auf die heutige Anlage der Tahre. Die Anlage wird mit einem Netz gesichert, der Fels bleibt erhalten. In den Fels wird ein beheizbarer Stall gebaut.(pd)


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