Pykrete, vom Weltkriegs-Kuriosum zum Baustoff für den Mars
Falls der Mensch eines Tages den Mars betritt, wird er nicht nur eine neue Welt erkunden, sondern sie auch bebauen müssen. Doch welche Materialien eignen sich dafür? Eine alte Erfindung rückt plötzlich ins Zentrum futuristischer Raumfahrtarchitektur: Pykrete, eine Mischung aus Eis und Pflanzenfasern.
Quelle: marsicehouse
So stellt sich die US-Forschungsgruppe Mars Ice House die zukünftigen menschlichen Habitate auf dem roten Planeten vor. Ausserhalb des Wohnbereichs, der aus Pykrete besteht, überlebt der Mensch nur im Schutzanzug.
So futuristisch das mögliche, künftige Einsatzgebiet auch anmutet – Pykrete wurde bereits in den 1940er-Jahren von dem britischen Erfinder Geoffrey Pyke entwickelt. Ursprünglich sollte das Material schwimmende Flugzeugträger ermöglichen. Gefertigt aus einem Gemisch aus Wasser und Holzfasern, sollten diese stabil genug sein, um Bomben zu widerstehen und dabei auch nicht zu schmelzen. Das Projekt «Habbakuk» blieb jedoch ein Kuriosum des Zweiten Weltkriegs. Verwirklicht wurde die Idee nicht, da mit dem Ende des Krieges die Bereitschaft schwand, eine gänzlich neue Technologie zu testen.
Doch Pyke hatte unbeabsichtigt ein Material geschaffen, das gut 80 Jahre später wieder an Bedeutung gewinnt. Schliesslich gilt Pykrete als so stark wie Beton, so formbar wie Lehm und so umweltfreundlich wie Schnee. Daher erlebt das Material eine Renaissance – in den Projekten für künftige Marsmissionen. Mehrere Forschende glauben, dass es der ideale Baustoff für eine neue Lebenswelt auf dem fremden Planeten sein könnte.
Fasern sorgen für Unterschied
Seit der Entdeckung ausgedehnter Eisschichten unter der Marsoberfläche gilt Wasser auf dem roten Planeten als einer der wertvollsten Rohstoffe. Projekte wie Mars Ice House, der Gewinner der Centennial Challenge 2015 der US-Raumfahrbehörde NASA, zeigten erstmals, dass Eis selbst als Baumaterial dienen kann. Die Architekten des Projekts druckten mithilfe von Robotern eine Eiskuppel, die Licht durchlässt und gleichzeitig als natürlicher Schutz gegen Strahlung aus dem All dient.
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