11:29 BAUPRAXIS

Markgräfliches Opernhaus Bayreuth: Das letzte Überbleibsel

Im Absolutismus versuchten sich die Adelshäuser mit immer neuen, aufsehenerregenden Bauten zu übertrumpfen. Meist riss man solche in akkordartiger Serienfertigung erstellten Festarchitekturen zugunsten noch Spektakulärerer wieder ab. Mit einer Ausnahme: Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth hat die Jahrhunderte unverändert überdauert.

Die Fremdenführer können darauf wetten: Aus jeder Besuchergruppe, die aus der kahlen, weiss gestrichenen Vorhalle ins Logenhaus des Markgräflichen Opernhauses tritt, ertönen spontane «Ohs» und «Ahs». Die überwältigende, schier überschiessende barocke Pracht des Innenraums, gestaltet vom berühmtesten Theaterbaumeister seiner Zeit, lässt niemanden unbeeindruckt. Kein Wunder ist das Opernhaus Unesco-Weltkulturerbe. Ein Wunder ist es allerdings, dass es noch existiert. Es sollte einst als Kulisse für eine Fürstenhochzeit dienen und keineswegs die Jahrhunderte überstehen.

Windige Architektur

«Im Prinzip ist das ganze Logenhaus des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth recht windige Architektur. Alles ist aus Holz schnell zusammengesteckt und bestimmt nicht für die Ewigkeit gemacht», stellt Alexander Wiesneth fest. Er ist Oberkonservator bei der Bayerischen Schlösserverwaltung und gehört zu denjenigen, die das Haus nach einer mehrjährigen, aufwendigen Sanierung vom Dachstuhl bis zum Keller kennen.

Das Logenhaus entstand in einer ausgefeilten Fertigbauweise. Während der Zeit die es dauerte, bis Aussenmauern und Dach fertig waren, fertigte man die Inneneinrichtung andernorts mehr oder weniger seriell vor. Im Fall des Opernhauses ist bekannt, dass dessen Dach erst im Laufe des Dezember 1747 mit Schiefer fertig eingedeckt war. Der Innenausbau begann direkt danach. Er war im Mai 1748 schon «fast vollendet», wie die Bauherrin, Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth begeistert in einem Brief festhielt.

In nur etwa fünf Monaten also hatten Giuseppe Galli Bibiena und sein Sohn Carlo ein hölzernes Logenhaus mit drei Zuschauerrängen samt der nötigen Zugänge im Gebäude installiert. «Das war nur dank der umfangreichen Vorarbeiten möglich, die fast schon akkordartiges Vorgehen angenommen haben müssen. Die komplette Innenausstattung musste vor Ort lediglich noch wie ein gigantisches Puzzle zusammengesetzt werden», erzählt der Oberkonservator. «Wir haben bei der Renovierung sogar noch den in Originalgrösse in den Steinboden geritzten Grundriss des Logengebäudes gefunden.» So stellte Galli Bibiena sicher, dass alles am vorgesehenen Ort aufgebaut wurde.

Geschrieben von

Regelmässige freie Mitarbeiterin für das Baublatt. Ihre Spezialgebiete sind Raumplanung, Grünräume sowie Natur- und Umweltthemen.

E-Mail

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

Huber-Bautechnik AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent*innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was «Baublatt Top Players» und «Baublatt Regional Projects» zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.