Wohnen auf der Autobahn bringt wenig
Wo mehrspurige Verkehrsadern ganze Quartiere teilen, könnten Wohnüberbauungen, welche über diesen Strassenabschnitten zu stehen kommen, für mehr Lebensqualität sorgen. Doch das Potenzial solcher Projekte ist in der Schweiz zu gering. Laut einer Studie des Bundesamts für Wohnungswesen (BWO) entschärfen sie die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt nicht. Überdies wären die Fixkosten viel zu hoch.
Durch das Quartier Zürich Schwamendingen verläuft einer der am stärksten befahrenen Autobahnabschnitte der Schweiz: Auf der Strecke zwischen dem Autobahnkreuz Aubrugg und dem Schöneichtunnel verkehren täglich bis zu 110‘000 Fahrzeuge durch die Stadt. Ein 940 Meter langer begrünter Deckel soll den Lärm senken und die Lebensqualität der Anwohner heben. Wann das Prestigeprojekt genau umgesetzt wird, ist noch nicht ganz klar. Fest steht aber, dass das Projekt schweizweit einzigartig wäre. Es könnte wohl als Beispiel für andere von Autolärm betroffene Siedlungsgebiete dienen. Zudem liessen sich Verkehrsadern anstelle mit einem Park auch mit einem neuen Wohngebiet abdecken.
Ob solches Sinn macht, hat das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) mit einer Studie abgeklärt. Für die Untersuchung wurden insgesamt 98 Streckenabschnitte von jeweils 500 Metern Länge unter die Lupe genommen, die grundsätzlich für eine Überdeckung und Mehrfachnutzung für Wohnzwecke infrage kommen. Dabei zeigte sich, dass lediglich 38 über das nötige Potenzial verfügen.
Der Grund dafür: Die Fixkosten sind sehr hoch, sie resultieren aus dem Bau der Überdeckung bei uneingeschränktem Betrieb des jeweiligen Autobahnabschnitts und aus Abgeltungen an den Bund. Hinzu kommt laut der Studie noch, dass die überdurchschnittlich langen Planungs- und Ausführungszeiten, mit denen bei solch komplexen Bauvorhaben gerechnet werden muss, die Kosten zusätzlich in die Höhe treiben. Damit Baukosten von Überdeckung und Wohnungen überhaupt über die Mieterträge finanziert werden könnten, müsste laut BWO eine „unrealistisch hohe Dichte realisiert werden“.
Würden die 38 Abschnitte überbaut, liesse sich mittel- bis langfristig zusätzlichen Wohnraum für bis zu 65‘000 Personen schaffen. Gemäss BWO wäre dies gesamtschweizerisch gesehen zu wenig, um angespannte Wohnungsmärkte etwas entspannen. (mai)