Wenn aus Industriemüll und Bauschutt Ziegel werden
Ziegel aus Bauschutt und Industrieabfällen statt aus Lehm? Wie das geht, weiss der holländische Industriedesigner Tom van Soest. Er hat ein Verfahren zur Herstellung von Backsteinen entwickelt, die aus alten Kacheln, Lavabos, Isoliermaterial und Glas bestehen, und laut Soest den Anforderungen der Branche ebenso genügen wie herkömmliche.
Dazu wird das, was sonst in der Baumulde landen würde, geschreddert oder vielmehr gemahlen. Der derart pulverisierte Abfall liefert den Rohstoff für die Ziegel. „Wir nutzen in erster Linie mineralstoffbasierten Müll, weil wir ihn keramisch aufbereiten“, erklären van Soest und Ward Massa, der mit van Soest das StartUp „StoneCycling“ zur Vermarktung der Backsteine gegründet hat, gegenüber dem Newsportal der Smithsonian Institution.
Allerdings wollen die beiden künftig vermehrt auf Industriebfälle setzen. „Sie sind reiner und in grösseren Mengen erhältlich, ohne dass sie sich in der Qualität stark verändern.“ Abgesehen davon, dass sich mit den Ziegeln nicht nur wertvolles Material wiederverwerten lässt, ist der Energieverbrauch bei der Produktion auch geringer. Van Soest und Massa zufolge wird rund ein Viertel weniger Strom verbraucht, als bei der Herstellung herkömmlicher Ziegel.
Dass das Recyclingmaterial als Baustoff funktioniert zeigen erste Projekte. Dies gilt etwa für ein Haus in Rotterdam und den „Truetalker“ in Amsterdam, ein Pavillon mit einer Feuerstelle im Innern, den man auf der Website des Startups bewundern kann. „Es stehen einige Projekte an“, heisst es dort. „Sie reichen von der Inneneinrichtung von Cafés oder Restaurants bis hin zu kompletten Fassaden kleiner und grosser Gebäude.“ Die Ziegel haben auch die Aufmerksamkeit der Jury des holländischen Young Designer Award 2016 geweckt: Sie wurden für den Preis nominiert. Ob sie die Auszeichnung erhalten zeigt sich am 29. Oktober, dann werden die Gewinner bekannt gegeben. (mai)