Virtuelle Räume für Architekten
Bisher konnte man nur per Bildschirm in virtuelle Welten eintauchen. Mit einem Headset und einer Software können ETH-Forscher nun mit echten Bewegungen in virtuellen Räumen herumspazieren. Damit könnten Architekten künftig ihre Entwürfe buchstäblich „begehen“.
Von Computerspielen wie „Sims“ oder Flugsimulatoren sind virtuelle Umgebungen längst bekannt. Einige Systeme vermitteln auch durch sogenannte Tretmühlen ein beinahe echtes Gehgefühl. Die Technik des ETH-Doktoranden Andreas Kunz kombiniert jedoch das virtuelle mit dem realen Gehen, wie die ETH Zürich heute mitteilte. Mit dieser Technik kann man in einem echten Raum herumgehen und dabei eine beliebige virtuelle Umgebung realitätsnah erkunden - zum Beispiel ein Landgut in Italien. Dies geht sogar, wenn der virtuelle Raum grösser ist als der echte. Dazu braucht es ein Headset mit Bildschirm und ein Laptop, der mitgetragen wird.
In einem sieben auf zwölf Meter grossen Raum im Keller der ETH haben die Forscher pro Quadratmeter drei Zettel mit Positionsmarkierungen an die Decke geklebt. An diesen erkennt ein Positionsmessgerät im Headset die Position des Anwenders. Es registriert auch seine Kopfbewegungen.
Umleitung an der Wand
Die Kopfbewegungen werden in Echtzeit an den Laptop übermittelt. Der Mensch sieht dann sofort die neue Ansicht des virtuellen Raums. Mit einigen Tricks ist es möglich, auch grössere Räume als das echte Zimmer zu erkunden, ohne dass der Anwender an die Wand prallt. Das System errechnet so die Laufwege, die der Anwender zurücklegen müsste und passt sie entsprechend an. Dann kann es sein, dass der Anwender im virtuellen Raum um eine 90-Grad-Ecke biegt, in der Realität aber nur um 70 Grad dreht. Dies wird „Redirektion“ genannt.
Das System könnte für Architekten interessant sein, um ihre Entwürfe virtuell zu begehen, schrieb die ETH. Auch erste Industriefirmen hätten Interesse gezeigt, da sich damit geplante Produktionslinien oder Fertigungsstrassen virtuell testen liessen, ehe sie gebaut werden. (sda)

Quelle: ZZ Bottom, fllickr, CC
Virtuelle Räume gab es eigentlich nur auf dem Bildschirm.