Verkehr in der Zentralschweiz: Strassenbau stösst auf Hindernisse aller Art
Bei mehreren Verkehrs-Ausbauprojekten in den drei bevölkerungsmässig grössten Zentralschweizer Kantonen ist es zuletzt aus diversen Gründen zu Rückschlägen und Verzögerungen gekommen. In Nid- und Obwalden geht es derweil voran. Auf dem Netz der Zentralbahn ebenso wie auf dem Titlis.

Quelle: axen.ch
Vorarbeiten unter beengten Platzverhältnissen: Nahe Sisikon SZ entsteht der für den Bau der A4 Neue Axenstrasse wichtige Installationsplatz Dorni.
Als Teil der Vorarbeiten zum mit Gesamtkosten von rund 1,2 Milliarden Franken veranschlagten Bau der A4 Neue Axenstrasse starteten im September 2024 die Bohrarbeiten an einem 1,2 Kilometer langen Entwässerungsstollen. Seit Ende November stehen sie jedoch still. Intensive Niederschläge und Tauwetter führten zur Überflutung. Danach galt es zunächst, eine Lösung für die Ableitung des Wassers aus der Baustelle zu finden. Inzwischen läuft die Reparatur der Tunnelbohrmaschine, die durch den Wassereinbruch Schaden nahm. Gemäss einem Bericht im «Boten der Urschweiz» gehen die Verantwortlichen davon aus, dass der Vortrieb Mitte des laufenden Jahres wieder aufgenommen wird.
In Sisikon schreiten derweil die Arbeiten für den
Installationsplatz Dorni voran, der während des Axenstrassen-Baus eine zentrale
Rolle einnehmen wird. Von dort aus erfolgt der Tunnelvorstich für den gesamten
4,9 Kilometer langen Sisikoner Tunnel sowie für einen Teil des 2,9 Kilometer
langen Morschacher Tunnels. Das Aushubmaterial aus beiden Tunneln wird auf dem
Dorni in Silos zwischengelagert. Von dort aus führen Förderbänder zum Seeufer,
wo Nauen für den Weitertransport anlegen. Notabene bedarf es gleich zweier
Förderbänder. Der Grund: Im Morschacher Tunnel wird Kalkstein abgebaut, im
Sisikoner Tunnel Mergel. Und beide Gesteine müssen getrennt transportiert
werden. Mit dem eigentlichen Tunnelbau soll es im September losgehen.
Personalknappheit bremst Schwyzer H8 aus
Im kommenden Herbst sollen auch die Vorarbeiten für den Ausbau des rund vier Kilometer langen Abschnitts der Hauptstrasse 8 zwischen der Dritten Altmatt Nord und Biberbrugg beginnen – ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen. Der Grund für die Verzögerung liegt hier nicht etwa in der Natur, sondern in der Personalknappheit in der Baubranche. Weil die Planenden 2024 stark ausgelastet waren, konnte kein Ingenieurbüro den vom Schwyzer Tiefbauamt vorgegebenen Zeitrahmen erfüllen. Daher musste die Behörde musste die Planungsarbeiten neu ausschreiben. Der Beginn der Hauptarbeiten für das 123-Millionen-Franken-Projekt ist nun für Herbst 2026 anvisiert.

Quelle: Manuela Talenta
Hier beginnen die Hauptarbeiten vorraussichtlich im Herbst 2026 und damit später als ursprünglich geplant: Hauptstrasse 8 zwischen Biberbrugg und Rothenthurm im Kanton Schwyz.
Durch den Rekurs der Städte Kriens und Luzern vor
Bundesverwaltungsgericht blockiert bleibt das Autobahn-Projekt Bypass. Vom
Volks-Nein zum Autobahn-Ausbau auf eidgenössischer Ebene ist das Vorhaben zwar
nicht betroffen, da es in der Abstimmung Ende November 2024 gar nicht zur
Debatte stand. Dennoch unternahmen SP und Grüne im Kanton Luzern seither
verschiedene Vorstösse, um den Bypass auf politischer Ebene doch noch
auszubremsen. Im Mai schliesslich lancierte ein Komitee mit Mitgliedern aus
Umweltverbänden und politischen Parteien kommunale Initiativen in Emmen und
Luzern mit dem Ziel, den lokalen Souverän zu befragen.
Milliardenprojekte auf dem Prüfstand
In Verbindung mit den bekanntgewordenen, massiven Mehrkosten für den Eisenbahn-Ausbau wirkte sich das Nein des Schweizer Schweizer Stimmvolks zum Autobahn-Ausbauschritt dennoch auf die Region aus. Denn der Bundesrat lässt nun alle Projekte für den Ausbau beider Verkehrssysteme, für die noch keine Baubewilligung vorliegt, eingehend überprüfen und priorisieren. Unter den davon betroffenen 180 Schienenprojekten, welche das Parlament bereits bewilligt hat, befinden sich mit dem Zimmerbergtunnel II und dem Durchgangsbahnhof Luzern auch zwei Milliarden-Vorhaben aus der Zentralschweiz.

Quelle: zb Zentralbahn AG
Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage nötig: Unterhalts- und punktuelle Ausbauarbeiten auf dem Netz der Zentralbahn.
Im bestehenden Kopfbahnhof Luzern ein und aus fahren auch die Züge der «zb Zentralbahn AG». Unter diesem Namen verkehren sie seit 20 Jahren. Damals schlossen sich die Luzern-Stans-Engelberg-Bahn und die Brünigbahn zusammen. 2021 kam noch die Meiringen-Innertkirchen-Bahn dazu. Die Firma mit Sitz in Stansstad beschäftigt heute rund 400 Mitarbeitende und feiert dieses Jahr ihr Jubiläum. Passend dazu herrscht seit dem Ende der Corona-Pandemie eine stark gestiegene Nachfrage. Immer mehr Touristen reisen mit der Zentralbahn über den Brünig.
Das Unternehmen will dem Ansturm
einerseits mit mehr Zugkompositionen gerecht werden – andererseits braucht es
bauliche Massnahmen auf dem bis anhin grösstenteils einspurigen Fahrnetz. So
sind beispielsweise zwischen Giswil und Meiringen verschiedene Bauarbeiten
vorgesehen, um das Netz für die Zukunft fit zu machen. Auf dem Programm steht
unter anderem die Erneuerung mehrerer Bahnübergänge, eines Tunnels und des
Bahnhofs in Kaiserstuhl. Bis Ende Jahr wird ausserdem die Anlage in Giswil um
zwei neue Gleise erweitert, um den künftigen Bedarf an Abstellfläche zu decken.
Das Projekt verbessert überdies den Schutz vor Naturgefahren und modernisiert
die vorhandenen Kabel- und Signalsysteme.
Titlis Connect kündigt Grosses an
Positive News gibt es auch beim Projekt Titlis: Nachdem im November 2024 bekannt wurde, dass das Projekt Mehrkosten von 30 Millionen aufwirft, hat die «Rotair»-Bahn der Titlis nun eine kleine Schwester erhalten. Die neue Seilbahn mit dem Namen «Titlis Connect» sorgt dafür, dass der fast 3’000 Meter hohe Berg auch während der Revisionsarbeiten der bestehenden Bahn «Titlis Rotair» erreichbar ist. Vorerst dient «Titlis Connect» dem Transport von Bau- und Abbruchmaterial sowie von Bau- und Betriebspersonal; doch bereits ab 2026 soll sie Gäste transportieren.
Die neue Bahn kann bis zu 500 Personen pro Stunde befördern und garantiert die ganzjährige Erreichbarkeit des Titlis. Das Projekt «Titlis 3020» gilt als Tourismusprojekt der Superlative und soll als Leuchtturm für den Schweizer Tourismus dienen: Entworfen von den Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron werden bis 2029 eine neue Bergstation, ein Aussichts-/Antennenturm sowie ein Stollen zwischen den beiden Bauwerken fertiggestellt, und das alles auf 3’000 Metern Höhe.