Unterwasserfunde am Fuss der Pfalz in Basel freigelegt
Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt begleitet derzeit Unterwasserarbeiten im Rahmen der Sanierung der Ufermauer unterhalb der Pfalz. Dabei wurden spannende Funde entdeckt: ein mittelalterlicher Siegelstempel und Konstruktionsteile des ersten Basler Freibads.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel
Spätmittelalterlicher Siegelstempel (Messing, 4,8 cm) des Domkantors Rudolf Kraft. Er wurde im Oktober bei archäologisch begleiteten Unterwasserarbeiten am Fuss der Pfalzmauer entdeckt.
Der bedeutendste Fund sei ein vollständig erhaltener spätmittelalterlicher Siegestempel mit der Aufschrift «ECCE(LESIA).BASILIEN(SIS) + S(IGILLVM) RVDOLFI.CANTORI», heisst es in einer Mitteilung des Präsidialdepartements Basel-Stadt von Donnerstag. Das Wappen mit der Saufeder verrate, dass es sich um das Siegel des Domkantors Rufold Kraft handle.
Kraft wohnte bei der heutigen Augustinergasse 8 und ist gemäss Mitteilung zwischen 1296 und 1305 urkundlich in Basel belegt. Als Domsänger, auch Cantor genannt, verwaltete er alle liturgischen Bücher und war für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste im Basler Münster verantwortlich. Auf dem Siegel ist Kraft am Pult stehend abgebildet.
Bereits in den ersten Wochen der Untersuchungen sind römische Münzen entdeckt worden. Besonders hervorzuheben sei hierbei eine gut erhaltene Silbermünze (Siliqua) des Kaisers Gratian, die zwischen 375 und 378 n. Chr. geprägt wurde, schreibt das Departement.
Weiter wurde ein sogenannter eiserner Pfahlschuh gefunden, der einst einen Pfahl des ersten Basler Freibads stützte. Das 1831 errichtete «Pfalzbadhysli» war vorerst ausschliesslich Männern vorbehalten. Es diente der «Volksgesundheit» und sollte das Schwimmenlernen fördern.
Quelle: StABS, BSL 1045c 2-21
Die «Pfalzbadhysli» unterhalb des Münsters wurden noch bis Anfang der 1960er Jahre genutzt. Das Foto aus dem Jahr 1911 zeigt eine inszenierte Schneeballschlacht für ein Postkartensujet.
Abfälle, Schutt und Baumaterialien im Rhein entsorgt
Die Ufermauer und das Münsterfährbödeli werden saniert, um die historische Bausubstanz am Basler Rheinufer zu sichern. Der schlammige Aushub wird durch das Team der Archäologischen Bodenforschung systematisch mit Metalldetektoren untersucht. Je nach Sichtverhältnissen kommen dabei erstmals auch Unterwasserkameras und Drohnen zum Einsatz.
Dieses Vorgehen erlaube es, auch unter schwierigen Bedingungen eine möglichst präzise Dokumentation der archäologischen Strukturen und Funde sicherzustellen, heisst es. Die archäologischen Entdeckungen am Ort seien zudem kein Zufall. Bereits im Winter 1932/33 kamen bei Niedrigwasser 580 Münzen aus der römischen Zeit sowie zahlreiche mittelalterliche Objekte zum Vorschein.
Über Jahrhunderte seien Abfälle, Schutt und Baumaterialien von der Pfalz und der bischöflichen Residenz die Halde hinunter in den Rhein entsorgt worden. Auch Einstürze, etwa der Rheinhalde 1346 oder der Pfalz 1502, trugen dazu bei, dass zahlreiche Objekte in den Fluss abrutschten. (mgt/pb)
Quelle: HMB Inv.-Nr. 1942.293, Peter Portner
Abfallentsorgung im frühneuzeitlichen Basel: Durch eine Maueröffnung wurde Schutt direkt von der Pfalz in Richtung Rhein entsorgt. Radierung von Hans Heinrich Glaser aus dem Jahre 1642.
Quelle: zvg
Mit einem Unterwasserroboter werden Mauerteile fotografiert, die unter dem Wasser liegen. Foto: David Roth, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt