11:55 BAUBRANCHE

Tiefenlager: Bevölkerung ist skeptisch

Der Ausschuss der Kantone hat der Bevölkerung der beiden möglichen Standorte für ein geologisches Tiefenlager auf den Zahn gefühlt. Das Resultat: Skepsis und Ablehnung. Ausserdem scheinen die Fronten zwischen Gegnern und Befürwortern verhärtet zu sein.

Der Ausschuss der Kantone (AdK) als politisches Leitgremium des Sachplanverfahrens Geologisches Tiefenlager hat untersucht, welche Folgen ein Tiefenlager für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Image der Regionen hat. Bekanntlich stehen zurzeit noch zwei mögliche Standorte für ein Tiefenlager radioaktiven Abfalls zur Debatte: Jura Ost und Zürich Nordost. Auch die Region Nördlich Lägern ist noch ein Thema, wobei der weitere Umgang noch nicht feststeht.

Gespalten

Die Befragung der Bevölkerung lieferte sowohl in Jura Ost und Zürich Nordost „bemerkenswert ähnliche Resultate“, heisst es in einer Mitteilung des AdK. Demnach ist das Thema in den Köpfen präsent. Bei den Befragten überwiegen Ablehnung und Skepsis. Rund ein Drittel sei ausdrücklich gegen ein Tiefenlager in ihrer Region, ein weiteres Drittel würde es zwar akzeptieren, hätte dabei aber ein ungutes Gefühl.

Ausserdem kam laut Mitteilung heraus, dass Gegner und Befürworter „einander nicht zuhören“. Argumente für oder gegen ein Tiefenlager würden von grossen Teilen der Gegner sowie der Befürworter nur als solche angenommen, wenn sie der eigenen Position entsprächen. „An den Polen des Meinungsspektrums ist somit eine Abkapselung in jeweils eigene Begründungswelten zu beobachten“, fasst der AdK zusammen.

Befragt nach ihrem Vertrauen in das Sachplanverfahren, zeigten sich die Menschen gespalten: Während die eine Hälfte auf Objektivität und Fairness vertraut, hat die andere Hälfte ausdrücklich Zweifel daran.

Eine negative Imagewirkung eines möglichen Tiefenlagers nimmt die ansässige Bevölkerung laut Mitteilung nicht wahr. Denn das mögliche Tiefenlager werde derzeit spontan kaum oder nur vereinzelt mit der eigenen Region verbunden.

Für die Studie wurden zwischen Ende 2015 und Anfang 2016 pro Region je rund 1000 Ansässige befragt. Dieser ersten Welle wird aber noch eine zweite folgen, und zwar etwa im Jahr 2018. Damit soll untersucht werden, ob und wie sich die Ansichten über die Zeit hinweg verändern.

Zum Sachplanverfahren gehört nicht nur der Sicherheitsaspekt – obwohl dieser der wichtigste ist und darum an erster Stelle steht –, sondern auch, wie sich ein Tiefenlager auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt auswirkt. Das ist die sogenannte sozioökonomisch-ökologische Wirkungsstudie (SÖW). Wie es in der Mitteilung heisst, fehlen darin jedoch die Folgen für das Image der Region sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Darum habe der Ausschuss der Kantone im Jahr 2012 beschlossen, eine zusätzliche Studie durchzuführen, die die SÖW um diese „weichen Faktoren“ ergänzen solle. (mt/pd)

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