Sursee war kein tristes Provinznest
In Sursee stiessen Archäologen bei Ausgrabungen auf eine Scherbe, in die der Name Titus eingeritzt ist. Das sei nicht nur die älteste namentliche Nennung eines Surseer Bürgers, sondern auch der Beweis dafür, dass in der luzernischen Stadt auch wohlhabende Römer lebten.

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Das Randfragment einer römischen Keramikschale mit der eingeritzten Titus-Inschrift.
Bei einer archäologischen Vorabklärung im Bereich des Vierherrenplatzes und der ehemaligen Maurerlehrschule kam in den letzten Tagen ein bislang unbekannter römischer Friedhof zum Vorschein, in dem man zehn römische Brand- und Urnengräber gefunden hat, die mit äusserst qualitätsvollen Beigaben ausgestattet sind. Als herausragende Entdeckung gilt aber ein auf einer Scherbe eingeritzter Name: Titus – die älteste namentliche Nennung eines Surseer Bürgers. Entdeckt worden ist die Scherbe in einem römischen Friedhof aus dem 2. Jahrhundert nach Christus.
Bis zu diesem Fund ging die Forschung davon aus, dass Sursee zu Römerzeiten ein kleines Provinznest war. Die gefundenen Grabbeigaben bezeugten nun aber den Wohlstand der Bevölkerung. Gefundene Grabbeigaben sind etwa Keramik- und Glasgefässe, Münzen und Opferbeigaben. Auch die "Titus"-Scherbe weist auf eine besser gestellte Bevölkerungsschicht hin. Denn nur Privilegierte seien damals des Alphabets mächtig gewesen, schreibt die Kantonsarchäologie in einer Mitteilung.
Die Grabungen, die in wenigen Tagen abgeschlossen werden, sind archäologische Vorabklärungen, die wegen eines Bauvorhabens auf dem Vierherrenplatz durchgeführt werden. Die herausragenden Ergebnisse der Sondierung zeigten, dass vor dem Bau zwingend grossflächige Notgrabungen vorgenommen werden müssten, schreibt die Kantonsarchäologie weiter. Sie geht zudem davon aus, dass die Erforschung des römischen Sursees noch lange nicht abgeschlossen sei. (ffi/sda)