Städte wachsen seit Jahrtausenden auf dieselbe Weise
Trotz unterschiedlicher politischer Systeme und Kulturen entwickeln sich Städte seit Jahrtausenden auf der ganzen Welt auf dieselbe Art und Weise. Amerikanische Wissenschaftler wollen Belege für diese Theorie in der Region von Mexico City gefunden haben.

Bei der Theorie geht es um das sogenannte Urban Scaling: Damit wird das Phänomen bezeichnet, dass bei wachsenden Städten der Wohlstand als die Einwohnerzahl ansteigt. Erklärt wird dies mit den produktivitätssteigernden Wirkungen sozialer Netze. Das heisst, wächst die Infrastruktur einer Stadt und werden mehr Güter produziert sowie Leistungen angeboten, erhöht sich die Anzahl Einwohner.
Diese Entwicklung läuft stets nach demselben Muster ab, sowohl heute als auch vor Hunderten oder Tausenden von Jahren. Zu diesem Schluss gelangten der amerikanische Anthropologe Scott Ortman von der Universität von Colorado und sein Team. Dazu analysierten die Wissenschaftler zwischen 1960 und 1975 gesammelte Daten zu rund 4000 Ausgrabungsstätten im Talbecken von Mexico City. Sie umfassen zirka 2000 Jahre Siedlungsgeschichte und betreffen Grösse von Tempeln, Häusern und Siedlungen. Um die Bevölkerungsdichte zu errechnen, nahmen die Forscher die Bauweise der einzelnen Gebäude und Monumente unter die Lupe. Zudem gingen sie der Frage nach, wie intensiv diese genutzt worden sind. Dabei gelangten sie immer wieder zum selben Schluss: Umso grösser eine Stadt ist, umso höher ist die Produktivität – ungeachtet in welcher Epoche in welcher sie entstanden ist.
„Es war schockierend“, sagt Ortman. „Wir sind mit der Idee aufgewachsen, dass sich die heutige Welt Dank Kapitalismus, Industrialisierung und Demokratie radikal von jener der Vergangenheit unterscheidet.“ Doch nun habe man festgestellt, dass die Triebfedern für die sozioökonomische Entwicklung moderner Städte stets die selben sind. „Menschliche Siedlungen funktionieren immer und überall gleich, und zwar indem sie stark wechselwirkende soziale Netzwerke aufweisen. (mai)