St. Galler Klosterplan doch kein Bauplan
Der St. Galler Klosterplan gilt als einer der weltweit ältesten erhaltenen Baupläne. Doch ob das im Jahr 819 für Abt Gozbert von St.Gallen angefertigte Dokument tatsächlich ein Bauplan ist oder bloss eine Anleitung zur Organisation einer Mönchsgemeinschaft, darüber streiten sich die Experten. Licht ins Dunkel könnte die Auswertung von Grabungsmaterial aus Kathedrale bringen.
Die Grabungen wurden vor bald 50 Jahren durchgeführt. Doch die Kantonsarchäologie kam bisher nicht an das Material heran. Wie die «Thurgauer Zeitung» diese Woche berichtete, hatte der damalige Grabungsleiter Hans Rudolf Sennhauser das Material nach Bad Zurzach genommen. Nachdem er sich geweigert hatte die drei Tonnen Erd- und Mörtelproben, Steine, Glas, Keramik und Knochen herauszurücken, reichte der Kanton Klage beim Bezirksgericht Zurzach ein. Ein Verhandlungstermin gibt es noch nicht. Aber immerhin konnte in einer Schlichtungsverhandlung erreicht werden, dass die Funde wieder nach St. Gallen kommen.
Doch auch dann kann die Untersuchung nicht beginnen: Alle Originale der Dokumentationen und Tagebücher seien noch bei Sennhauser, erklärte Martin Schindler, Leiter der Kantonsarchäologie, gegenüber der Zeitung. Man habe von einem Teil Sicherungskopien. Eine Auswertung mache aber nur Sinn, wenn die Originale der Dokumentation in St. Gallen seien. Wann es so weit ist, ist nicht klar. «Das werden die Gerichte entscheiden müssen», wird Schindler im Artikel zitiert. Wann das letzte Urteil gesprochen werde, sei nicht voraussagbar. Das könne noch Jahre dauern. Somit dürfte das Geheimnis um den St. Galler Klosterplan wohl noch für einige Zeit erhalten bleiben. (mai)

Quelle: zvg
Der St. Galler Klosterplan.