St. Gallen: Erdgasförderung durch Geothermie-Bohrloch „möglich“
Der St. Galler Stadtrat Fredy Brunner gab am Mittwoch das absehbare Ende der Geothermie-Pläne "schweren Herzens" bekannt. Über das 4450 Meter tiefe Bohrloch könne vielleicht Erdgas gefördert werden.
Als Gründe für das Ende des Geothermie-Projekts gab er an, die gefundene Heisswassermenge sei für ein Kraftwerk viel zu klein. Hinzu komme das Erdbebenrisiko und finanzielle Unwägbarkeiten für die Stadt.
Die Bohrarbeiten im Sittertobel, die Anfang März 2013 begonnen wurden, hatten am 20. Juli 2013 ein Erdbeben der Stärke 3,5 ausgelöst. Nach der Reinigung der Bohrlochsohle mit verdünnter Salzsäure in einer Tiefe von 4450 Meter drang dabei sehr viel Gas nach oben. Ein Rückschlag für das Projekt, denn die Arbeiten mussten gestoppt, das Bohrloch verschlossen und gesichert werden. Nach Angaben der Stadt wäre eine zweite Tiefenbohrung weder wirtschaftlich noch sicherheitstechnisch umsetzbar. Ebenso wenig kommen für den Stadtrat eine Vertiefung der bestehenden Bohrung oder eine seitliche Zusatzbohrung (Sidetrack) in Frage. Auch die Variante, für 2,5 Millionen Franken eine Tiefen-Erdwärmesonde im Bohrloch zu installieren, lohne sich aufgrund der geringen Heisswassermenge nicht.

Quelle: Bild: Stadt St. Gallen
Geothermie-Projekt der Stadt St. Gallen
Brunner macht sich derweil für einen Langzeittest in Sachen Erdgas stark, da die Förderung „wirtschaftlich interessant“ sein könnte und die Ergiebigkeit des Methanvorkommens, das bei der Tiefenbohrung „unerwartet angezapft“ wurde, ungewiss sei. Der Stadtrat will Mitte Jahr entscheiden, ob im Winter 2015/2016 ein Langzeittest durchgeführt oder ob das Bohrlochprojekt, das bisher 55 Millionen Franken verschluckt hat, komplett beendet wird.
Unter dem Strich kostet das Projekt die Stadt 36 Millionen Franken, da das Bundesamt für Energie (BFE), das eine Risikogarantie zusicherte, 19 Millionen davon übernimmt. Eine Stillegung des Bohrlochs würde nochmals zwei Millionen kosten. Gemessen am Rahmenkredit von 160 Millionen Franken, den die St. Galler Stimmberechtigten 2010 für das Geothermie-Projekt und einen Ausbau des Fernwärmenetzes guthiessen, bleibt derzeit noch ein finanzieller Spielraum von rund sieben Milionen für weitere Schritte.(tw/sda)
(Linktipp:Interaktive Grafik der Bohranlage im Sittertobel)