Sihl: Baustart für einen Riesenrechen
Bei Langnau am Albis hat der Bau einer eigentlichen Fanghand für Sihl-Schwemmholz begonnen. Der Rechen soll die Gefahr von Überschwemmungen in der Zürcher City auch bei extremem Hochwasser bannen.

Quelle: Bild: AWEL Kanton Zürich
In dieser Flusskurve oberhalb Langnau am Albis soll künftig das Sihl-Schwemmholz im neuen Rechen gesammelt werden
Am Standort Rütiboden oberhalb von Langnau am Albis investiert der Kanton Zürich seit dieser Woche kräftig in den Hochwasserschutz. Für 26 Millionen Franken entsteht hier in und an der Sihl ein Schwemmholzrechen. Bis im Mai nächsten Jahres soll der 230 Meter lange und 30 Meter breite Riesenrechen fertiggestellt sein. In seinem Rückhalteraum kann dieser bei Hochwasser bis zu 12000 Kubikmeter Holz fassen – und Schlimmeres für die Zürcher City verhindern helfen.
Bis anhin drohte die hochgehende Sihl im Fall eines extremen Hochwassers Treibholz unter die Brücken im Sihltal sowie zu den wichtigen Durchlässen unter Sihlhochstrasse und Hauptbahnhof Zürich zu verfrachten. Das Schwemmholz würde diese wichtigen Abflusspassagen verstopfen, der Fluss über die Ufer treten und wohl grosse Schäden im dichtbesiedelten Gebiet anrichten. Dieses Schreckensszenario will der Kanton Zürich mit dem Bau des Rechens und weiterer Massnahmen verhindern.
Die scharfe Kurve macht den Unterschied
Oberhalb von Langnau am Albis wird nun ein 400 Meter langer Damm gebaut, in dem 67 Stahlpfähle von dreieinhalb bis viereinhalb Meter Höhe stecken werden. Bei normalem Wasserstand bildet dieser in Zukunft das linke künstliche Flussufer der Sihl. Bei kritischem Hochwasser, wie es durchschnittlich alle zehn Jahre vorkommt, überflutet der Fluss den Damm, da in der scharfen Flusskurve des Rütibodens die Fliehkraft das Wasser nach aussen drückt. Das Schwemmholz wird somit zur Kurvenaussenseite transportiert und landet im seitlich der Sihl angelegten Rückhalteraum, wo es von den 67 Stahlpfosten zurückgehalten wird. Später kann man es herausfischen und auf einem nahen Unterhaltsplatz häckseln.
Im Rütiboden wird die Sihl zudem etwas gegen die Thalwiler Seite verlegt und im Rechenbereich auf rund 90 Metern ausgeweitet. Dies erhöht die Wirkung der Anlage in der Flusskurve noch zusätzlich. Modellversuche an der ETH Zürich haben gezeigt, dass der Parallelrechen im Hochwasserfall bis zu 95 Prozent des Schwemmholzes in der Sihl sicher zurückhält. Das restliche Schwemmholz wird für die unterhalb liegenden Siedlungsgebiete in Langnau am Albis, Adliswil und Zürich keine Gefahr mehr darstellen. (gd)