16:50 BAUBRANCHE

Rapperswil-Jona: Tunnel würde 625 bis 900 Millionen kosten

Teaserbild-Quelle: Grafiken zvg

Um Rapperswil-Jona SG vom Verkehr zu entlasten, ist seit langem eine Tunnellösung angedacht. Ein erstes Projekt war an der Urne gescheitert. Nun gibt es neue Varianten und eine erste Kostenschätzung dazu: 625 bis 900 Millionen Franken.

Rapperswil-Jona ist schon lange vom Verkehr geplagt, sowohl vom Durchgangs- wie auch vom Ziel- und Quellenverkehr. Das Nadelöhr Seedamm ist dabei ein grosses Problem. Die direkte Lage am See und die dichte Besiedlung tun ein Übriges dazu. Deshalb wird seit langem eine Tunnellösung angestrebt. Ein erstes Projekt respektive dessen Realisierungskredit in der Höhe von 725 Millionen Franken schickten die Stimmbürger im Jahr 2011 bachab.

Zwei Varianten zur Auswahl

Seither wird an der Machbarkeit anderer Varianten getüftelt. Jetzt ist die Analyse abgeschlossen, und es liegt eine erste Kostenschätzung vor, wie es in einer Mitteilung des St. Galler Tiefbauamts heisst. Mit Investitionskosten von 625 bis 900 Millionen Franken (+/- 30 Prozent)bewegt man sich damit im selben Rahmen wie vor sechs Jahren. Zwei Varianten sollen weiterverfolgt werden (siehe Grafiken unten).

Stadttunnel Mitte: Auf dem Seedamm eingangs Stadt ist das Portal vorgesehen. Der Tunnel führt dann entlang der Güterstrasse zum Anschluss Tüchelweiher. Von dort aus geht es parallel zur Zürcherstrasse zum Anschluss in Kempraten. Dort macht der Tunnel eine Rechtskurve und endet beim Portal Hüllistein, in der Nähe des Autobahnanschlusses A53. Möglich wäre zwischen Seedamm und Tüchelweiher sowohl eine ober- als auch eine unterirdische Linienführung. Die Kosten liegen bei 800 respektive 900 Millionen Franken.

Stadttunell direkt: Diese Variante beginnt bei der Unteren Bahnhofstrasse und führt oberirdisch bis zum Portal Tüchelweiher, wo es unter der Erde bis zum gleichnamigen Anschluss weitergeht. Auch dieser Tunnel führt parallel zur Zürcherstrasse weiter, macht auf dem ersten Drittel des Wegs allerdings einen Rechtsknick und führt dann kurvig weiter zum Portal Hüllistein. Das letzte Stück bis zum gleichnamigen Anschluss ist wieder oberirdisch geplant. Auch hier gibt es die Möglichkeit, den Anfang sowohl ober- als auch unterirdisch auszuführen. Die Kosten für diese Variante liegen bei 625 respektive 725 Millionen Franken.

Schwieriger Untergrund

Was auch immer in der Rosenstadt gebaut wird: Der Untergrund spielt eine zentrale Rolle, insbesondere, wenn es um einen Tunnel geht. Vor allem im Bereich Bahnhof- und Güterstrasse ist er schwierig – deshalb auch die Kostenunterschiede bei einer ober- oder unterirdischen Ausführung. Der Kanton schreibt: «Die Situation wird dadurch erschwert, dass der Einsatz einer Tunnelbohrmaschine in den vorhandenen tonig-siltigen und seekreideartigen Seeablagerungen sehr aufwendig und mit grossen bautechnischen Risiken verbunden ist.» Daher bevorzuge man einen Tagbau mit tiefen Baugruben.

Bahnbetrieb verlegen?

Der Stadttunnel Mitte soll bis zum Anschluss Kempraten unter dem Trassee der S7 realisiert werden. Hierbei gibt es eine Option, wie es im Communiqué heisst: Die dauerhafte Verlegung des Bahnbetriebs in einen neuen Bahntunnel durch den Meienberg. Damit wäre das Trassee befreit. «Bereits 2016 hatten die SBB aufgezeigt, dass ein solcher Bahntunnel baulich und fahrplantechnisch machbar wäre. Sie SBB rechneten allerdings mit sehr hohen Realisierungskosten.» In den vorliegenden Kostenschätzungen ist diese Möglichkeit nicht eingerechnet. Laut Tiefbauamt geht es aber auch ohne Meienberg-Tunnel, wobei allerdings aufwendige Bauarbeiten mit Hilfsmassnahmen für den laufenden Bahnbetrieb zu Mehrkosten führen würden.

Erfüllt ein Tunnel seinen Zweck?

Wie auch immer sich die Rosenstadt und der Kanton St. Gallen entscheiden: Teuer wird es so oder so. Und es wird noch eine ganze Weile dauern, bis die ersten Autos Rapperswil-Jona «unterfahren» können. Zuerst wird nun eine Zweckmässigkeitsbeurteilung durchgeführt. Dabei, so schreibt der Kanton, würden beide Varianten mit einem Zustand ohne Ausbauten verglichen und «auf Basis quantitativer und qualitativer Kriterien hinsichtlich Kosten und Nutzen bewertet». Verkehrliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Effekte würden ebenso bewertet wie die Wirkung und die bauliche Machbarkeit. Diese Phase startet im Sommer und soll bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Die Ergebnisse werden der Bevölkerung voraussichtlich Anfang 2018 präsentiert. Danach bestimmen der Stadtrat und der Kanton St. Gallen die Bestvariante und beginnen mit der Projektierung. Zu diesem Zeitpunkt sollen Feldversuche am baulichen Untergrund auch eine genauere Kostenschätzung (+/- 10 Prozent) erlauben. (mt/pd)

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