Projekt «Solaranlage Walensee» wird vorerst sistiert
Die Solar-Testanlage im stillgelegten Steinbruch Schnür in Quinten SG am Walensee zügelt im Frühling nach Davos. Das Projekt am Walensee – es wäre die grösste Solaranlage der Schweiz gewesen – wird sistiert. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Quelle: © EKZ
Die Photovoltaik-Testanlage am Walensee
Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) wollen die Photovoltaik-Testanlage im nächsten Frühling vom Walensee nach Davos verschieben. Dort sollen die Auswirkungen der hochalpinen Klima- und Wetterverhältnisse auf die Solarstromproduktion untersucht werden. Wie die EKZ in einer Mitteilung schreiben, sind Solaranlagen in den Alpen interessant. Denn: «Im Winter liefern sie wesentlich mehr Strom als Anlagen im Unterland, wo es häufig Nebel hat. Zudem erwarten wir einen positiven Effekt durch die Reflexion der Sonneneinstrahlung an der Schneedecke.» Geplant ist, die Testanlage an einer Stelle südlich des Totalpsees auf rund 2500 Metern über Meer zu installieren. Sie wird eine maximale Leistung von 10 kWp aufweisen und Forschungszwecken dienen. Nach fünf Jahren soll sie wieder abgebaut werden. Wie die Zeitung «Südostschweiz» schreibt, kostet der Umzug rund 90'000 Franken. Das Baugesuch ist eingereicht worden. Wird es bewilligt, sollen die ersten Messungen ab nächstem Winter durchgeführt werden.
Widerstand schon bei der Testanlage
Wenn die Testanlage im Frühling umzieht, wird die Weiterentwicklung des Projekts «Solaranlage Walensee» sistiert. Es sah vor, im stillgelegten Steinbruch in Quinten die grösste Solaranlage der Schweiz zu bauen. Elf Fussballfelder gross hätte sie werden sollen. Aber schon die Installation der Testanlage sorgte vor einigen Jahren für rote Köpfe. Pro Natura und die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission kündigten Widerstand an. Denn der Steinbruch ist im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) gelistet. Eine Anlage dieser Grössenordnung wurde als eine «Verschandelung des Walenseeufers» angesehen. In der Tat: Sie hätte das Bild nachhaltig verändert, liegt der Steinbruch doch direkt am See und ist weithin zu sehen – Solarpanels hätten diesen Eindruck enorm verstärkt. Zudem lieferte die Testanlage nicht die Effizienzsteigerung, die sich die EKZ durch die Reflexion des Sonnenlichts im See erhofft hatte.
Idee bleibt interessant
Unter diesen Umständen wäre eine allfällige Bewilligung also ohnehin schwierig gewesen. So sagte denn auch EKZ-Mediensprecher Noël Graber gegenüber der «Südostschweiz»: «Solange nicht klar ist, ob sich die Politik Solaranlagen in BLN-Gebieten vorstellen kann, ist die Bewilligungsfähigkeit nicht gegeben.» Bis dahin gehende Entscheide gefällt seien, verfolge man das Projekt deshalb nicht weiter. Aber die Idee bleibe interessant. «Unsere Messungen haben gezeigt, dass die Erträge der Testanlage rund 15 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt liegen.»
Auch Alois Janser von der Ortsgemeinde Quinten will das Projekt noch nicht abschreiben. Denn der Steinbruch war bis zu seiner Stilllegung die wichtigste Einnahmequelle der Gemeinde. Man hofft, diesen Wegfall mit der Produktion von Solarstrom abfedern zu können. Dennoch: «Ob die grösste Solaranlage der Schweiz in Quinten je realisert werden kann, ist von der Energiestrategie des Bundes abhängig», wird er in der Zeitung zitiert. «Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.» (mt/pd)