Konjunktur-Frühindikatoren weisen in keine klare Richtung
Die Schweizer Wirtschaft befindet sich bis zu einem gewissen Grad im Blindflug, denn die wichtigsten Konjunktur-Frühindikatoren zeigen in keine eindeutige Richtung. Wachstumsprognosen für die Schweizer Wirtschaft sind zurzeit schwierig. Die vielen Unsicherheitsfaktoren sind kaum zu kalkulieren, weil sie sich widersprechen.
So zog das KOF-Konjunkturbarometer, das am letzten Donnerstag veröffentlicht worden ist, überraschend stark an. Es stieg im Oktober auf 101,3 Zähler und damit über den mittelfristigen Durchschnittswert. Demnach müsste es also mit der Schweizer Wirtschaft bald einmal nach oben gehen.
Anders zeigt sich der Einkaufsmanagerindex (PMI), der als zweiter wichtiges Frühindikator gilt. Gemäss diesen Daten müsste es in allem eher abwärts als aufwärts gehen. Der PMI für den Industriesektor stieg zwar leicht um 1,9 auf 48,2 Punkte, wie die Grossbank UBS und der Einkauf-Fachverband procure.ch heute Montag mitteilten. Der Index signalisiere damit aber eine weiterhin angespannte Lage in der Branche. Bei Werten unter 50 Punkten gehen die befragten Unternehmen nämlich insgesamt von einer schrumpfenden wirtschaftlichen Aktivität aus.Das Stimmungsbarometer bewegt sich mittlerweile seit Januar 2023 unter dieser 50-Punkte-Marke - also seit 34 Monaten. Hinzu kam, dass der PMI für den Dienstleistungssektor nun ebenfalls unter die 50-Punkte-Marke rutschte, konkret auf 47,8 von 51,3 Punkten im September.
Industrie leidet unter den Zöllen von Donald Trump
Besonders unter Trump-Zöllen leidet die Industrie: Für die kommenden zwölf Monate rechnet rund die Hälfte der Firmen mit einer unveränderten Belastung durch protektionistische Massnahmen, knapp 45 Prozent geht sogar von einer weiteren Zunahme der Belastung aus. Mit einer Abnahme rechnet fast niemand. Immerhin hätten die Sorgen im Vergleich zum Vormonat bei den Industriefirmen leicht abgenommen, wurde betont. Einzelne Unternehmen hätten etwa von einer Abnahme der Handelshemmnisse berichtet. Und alles in allem habe sich der Auftragsbestand stabilisiert.
Bei den Dienstleistungsunternehmen sehen sich inzwischen 20 Prozent vom Protektionismus betroffen - deutlich mehr als im Vormonat. Das Gros sieht aber nach wie vor keine Auswirkungen. Dass die Stimmung in diesem Sektor unter die Wachstumsschwelle fiel, sei auf einen breit abgestützten Rückgang bei diversen Subkomponenten zurückzuführen, hiess es. So harzt es etwa bei den Neuaufträgen, und es gebe klare Anzeichen für einen Beschäftigungsabbau.
Verhangener Blick auf die zweite Jahreshälfte
Prognosefachleute für die Schweizer Wirtschaft neigen übrigens zuletzt eher zum Pessimismus. "Für die zweite Jahreshälfte ist in der Schweiz mit einer schwachen Wirtschaftsentwicklung zu rechnen", heisst es in einer aktuellen Studie der Zürcher Kantonalbank - was die Mehrheitsmeinung zusammenfasst. Selbst negatives Wachstum sei nicht auszuschliessen, hatte es kürzlich sogar von den Experten des Bundes geheissen. Das sehen auch die ZKB-Ökonomen so. Eine schwere Rezession mit starken Rückgängen des BIP sei hingegen wegen der nach wie vor relativ gute laufenden Binnenkonjunktur vorerst unwahrscheinlich. (awp sda/mai)