Freienbach schiesst den (Bau)-Vogel ab
Die Umsetzung des neuen Raumplanungsgesetzes treibt im schwyzerischen Freienbach seltsame Blüten: Dort soll die Wiese zwischen Schiessstand und Schiessscheiben nämlich als Kompensationsfläche für eine geplante Neueinzonung dienen. Ernsthaft.

Quelle: zvg
Schiessstand Roggenacker in Pfäffikon
Wie fänden Sie es, auf einem Schiessstand zu wohnen? Genauer gesagt auf der Wiese zwischen Stand und Scheiben? Da wäre doch was los, oder? Wenn es nach der Gemeinde Freienbach im Kanton Schwyz geht, ist diese Fläche nämlich Bauland gleichzusetzen. Ernsthaft.
Der Sachverhalt ist folgender, wie in den Obersee Nachrichten nachzulesen ist: Auf einem 19‘000 Quadratmeter grossen Grundstück will die Gemeinde eine Reservezone in eine W4-Zone umzonen, um Raum für günstige Wohnungen zu schaffen. An sich kein Problem, wäre da nur nicht dieses Raumplanungsgesetz, dem Herr und Frau Schweizer vor bald zwei Jahren an der Urne zugestimmt haben. Dieses besagt nämlich, dass kein Bauland mehr eingezont werden darf – es sei denn, man zont dafür eine gleichwertige Fläche aus. In Freienbach hat man hierfür den Schiessstand Roggenacker im Ortsteil Pfäffikon ins Auge gefasst. Ernsthaft. Dort, zwischen Stand und Zielscheiben, gibt’s nämlich eine leere Wiese. Stefan Beeler vom Schwyzer Amt für Raumentwicklung, findet es offenbar gar nicht so abwegig, diese Wiese – über die notabene hunderte Gewehrkugeln fliegen – als Kompensationsfläche anzusehen. Es gebe bisher nämlich keine „höchstrichterliche Definition, wie die juristischen Details ausgelegt werden müssen“, sagt er. Ernsthaft.
Der Bund sieht die Sache allerdings ein kleines bisschen anders. Thomas Kappeler, Chefjurist beim Bundesamt für Raumentwicklung, findet gegenüber der Zeitung klare Worte: „Die Fläche zwischen Schützen- und Scheibenstand ist von ihrer Funktion her nicht überbaubar. Ihr kommt daher keine Bauzonenqualität in dem Sinne zu, dass sie als Kompensationsfläche in Frage käme.“ Tja, dann wird’s wohl nichts mit dem Wohnen zwischen Gewehrkugeln. Schade, denn das wäre sicher ein Knaller gewesen… (mt)