Flüsse: Mikroverunreinigungen nehmen zu
In den Schweizer Oberflächengewässern hat die Belastung mit Phosphor und Nitrat abgenommen, doch diejenige durch Mikroverunreinigungen wächst, und der biologische Zustand weist teilweise erhebliche Defizite auf. Laut dem Bundesamt für Umwelt besteht ein grosser Handlungsbedarf.
Dank der Abwasserreinigungsanlagen gelangen wesentlich weniger Nitrat und insbesondere Phosphor in die Gewässer. Das belegen die Resultate des 2011 gestarteten nationalen Monitoringprogramms für die Oberflächengewässer in der Schweiz. Die Belastung in kleinen und mittelgrossen Fliessgewässern, in die grosse Mengen gereinigtes Abwasser eingeleitet werden oder zahlreiche Nährstoffe aus der Landwirtschaft gelangen, sind aber noch immer zu hoch.
Ein Problem für die Wasserqualität sind die Mikroverunreinigungen, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) mitteilt. 2012 wurden in einer systematischen Untersuchung an fünf repräsentativen mittelgrossen Fliessgewässern im Mittelland über 230 verschiedene Mikroverunreinigungen nachgewiesen. Die teilweise hohen Konzentrationen seien für den Menschen ungefährlich. Sie deuteten aber auf eine Mitverantwortung für die Defizite bei der Artenvielfalt in den Gewässern hin.
Die Qualität der Gewässer als Lebensräume ist gemäss den Befunden an mindestens 30 Prozent der Messstandorte beeinträchtigt. Bei den Fischen waren die Befunde noch schlechter: An zwei Dritteln der Messstellen war die Qualität des Gewässer-Ökosystems beeinträchtigt. Bafu-Direktor Marc Chardonnens ortet einen grossen Handlungsbedarf. Der Zustand der Fliessgewässer wie auch ihre Widerstandskraft müssten vor allem mit Blick auf den Klimawandel verbessert werden. Zur Verringerung der Mikroverunreinigungen hat das Parlament bereits grünes Licht für die Aufrüstung gezielt ausgewählter Abwasserreinigungsanlagen gegeben. Um Mikroverunreinigungen aus der Landwirtschaft zu verhindern, müssen laut dem Bafu Massnahmen an der Quelle getroffen werden. Unter der Federführung des Bundesamts für Landwirtschaft wird gegenwärtig ein Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ausgearbeitet.
Zugleich sollen die Gewässer naturnäher werden. 4000 der total 15 000 Kilometer Fliessgewässer, die einen schlechten Zustand aufweisen, müssen die Kantone mit Unterstützung des Bunds bis zum Ende dieses Jahrhunderts revitalisieren. Bis 2030 sollen auch die negativen Folgen der Wasserkraftnutzung beseitigt werden. (pd)