El Niño: 2014 Wahrscheinlichkeit mit 76 %
Die El Niño-Southern Oscillation (ENSO) gilt als eines der stärksten und als eines der zerstörerischsten Klimaphänome. Ein internationales Forscherteam hat ein besonders genaues Verfahren entwickelt, mit dem sich sein Auftauchen vorhersagen lässt. Für dieses Jahr rechnen sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 76 %.
„Unsere Methode bietet im Vergleich zu bisherigen Ansätzen zwei ganz klare Vorteile: Erstens erreichen wir eine höhere Trefferquote und zweitens lassen sich nun auch Prognosen für einen Zeitraum von bis zu einem vollen Jahr abgeben“, sagt einer leitenden Forscher, Josef Ludescher von der deutschen Justus-Liebig-Universität in Giessen (JLU). Bislang sei eine derartige langfristige Vorhersage aufgrund der sogenannten „Frühlings-Barrieren“ völlig unmöglich gewesen. „Die ENSO wird von Jahr zu Jahr rund um die Monate April, Mai und Juni neu gestartet. Als maximaler Prognosezeitraum konnten somit lediglich sechs Monate erreicht werden“, erläutert der Experte.
Blick zurück in die 50er-Jahre
Um die Frühlingsbarriere überwinden zu können, griffen die Wissenschaftler auf moderne Methoden der Statistischen Physik zurück. „Seit den 1950er-Jahren gibt es im tropischen Pazifik ein Messnetz zur Beobachtung der Wasser- und Lufttemperatur. Wir haben diese Messdaten genau analysiert und festgestellt, dass schon im Jahr vor dem Ausbruch eines El Niño die Fernwirkung zwischen den Messwerten inner- und ausserhalb der Zugbahn deutlich stärker wird“, erklärt Ludescher. Dieser Effekt sei daraufhin für die Festlegung eines Prognose-Algorithmus genutzt worden.
In einer aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal PNAS zeigen die Forscher, wie sie mithilfe der neuen Methode korrekt vorhersagen konnten, dass 2012 und 2013 keine El-Niño-Ereignisse auftreten würden. „Unser Ansatz lässt vermuten, dass sich das im späteren Verlauf des Jahres 2014 ändern wird. Laut unserem Analysemodell liegt die Wahrscheinlichkeit eines derartigen Klimaphänomens während dieses Zeitraums bei 76 Prozent“, schreiben sie.
Verdoppelung bis 2090
Am grössten ist die Gefahr einer El Niño-Katastrophe für die Bewohner der Südhalbkugel: Allein gegen Ende des 19. Jahrhunderts haben durch El-Niño-Ereignisse ausgelöste Dürren in Brasilien, Indien und China zwischen 30 und 50 Millionen Todesopfer gefordert. Aber auch in Nordamerika und Europa sind die Auswirkungen noch in Form strengerer Winter spürbar. Experten gehen davon aus, dass derartige Phänomene bis 2090 doppelt so häufig auftreten werden als im vergangenen Jahrhundert. (mai/mgt)
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