Ein Theater und „Sonnentempel“ für den Julierpass
Inmitten der wilden Landschaft des Julierpasses soll das Origen-Kulturfestival ein ganzjährig bespielbares Theater erhalten. Dieser Tage präsentierte Intendant Giovanni Netzer sein Projekt der Öffentlichkeit. Das massig anmutende Gebilde ist allerdings nicht für die Ewigkeit vorgesehen: Spätestens nach fünf Jahren soll es wieder abgebaut werden.
„An keinem anderen Ort ist die Urfrage des Menschen nach dem ‚Woher‘ und dem ‚Wohin‘ präsenter“, kommentiert Giovanni Netzer den spektakulären Standort des Theatergebäudes in der Medienmitteilung. Nirgendwo seien die Jahreszeiten spürbarer als auf dem Pass, der Wetter und Wasser scheide. Und nirgendwo sei die Vergänglichkeit des Menschen manifester als an diesem archaischen Ort, der „Ewigkeit atmet“.
Die Vergänglichkeit spiegelt sich denn auch in der Spielstätte selbst: Sie ist lediglich temporär gedacht. Höchstens fünf Jahre soll sie in Betrieb sein, danach wird sie abgebaut. Zudem ist bei Netzers erstem Entwurfsmodell das Tageslicht besonders wichtig: Acht sogenannte Lichttürme leiten es in den Innenraum. „Das Juliertehater ist ein Sonnentempel“, erläutert Netzer. „Das Tageslicht gestaltet den Raum. Nachts erhellt natürliches Feuer die Szenerie“. Die Bühne soll zu allen Jahreszeiten genutzt und während dieser Zeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen werden.
Die Verwirklichung der Pläne des Festivals ist gut unterwegs. Wie Origen mitteilt, sind die Vorprüfungen durch die Amtsstellen positiv verlaufen und die Standortgemeinden seien von dem Projekt überzeugt.
Allerdings betritt das Festival mit dem Julier kein Neuland: Schon 2010 pilgerten Kulturinteressierte auf den Pass, um dort in einem monumentalen Gerüstbau die Geschichte der Königin von Saba mitzuverfolgen. Aber auch schon der Staudamm von Marmorera und die Klosterwiese von Müstair dienten Netzer schon als Spielort. (mai)