Ein Fussballstadion im Dornröschenschlaf?
Eine Vision mehr für das stillgelegte Kohlekraftwerk im Herzen Londons: Der russische Milliardär Roman Abramowitsch will die legendäre Battersea Power Station zu einem Fussballstadion umfunktionieren. Ob er seine Pläne umsetzen kann, ist umgewiss.

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Noch ist ungewiss, was aus der Battersea Power Station werden soll.
Dank Pink Floyd ist das Battersea-Kohlekraftwerk an der Themse zur Ikone der Popkultur avanciert: Es zierte das Cover des „Animals“-Albums, zusammen mit einem rosafarbenen Schwein, das zwischen seinen Schornsteinen schwebte.
Trotzallem konnte der grösste Backsteinbau Europas bisher kaum von seiner Berühmtheit profitieren: Nachdem sein Betrieb 1983 eingestellt worden war, gab es zwar immer wieder Ideen und Pläne für das Art-Deco-Ungetüm, etwa, es zu einem Vergnügungspark umzubauen. Doch die Visionen wurden nie in die Tat umgesetzt. Regelmässig sprangen potenzielle Investoren ab. Einer der Gründe dürften die horrenden Summen gewesen sein, die in die alten Mauern hätten investiert werden müssen. Darum dachte man zeitweise auch über einen Abbruch des Stromtempels nach. Derweil versuchte Architekt Terry Farrell das Ende des Kolosses zu verhindern und schlug vor, die Battersea Power Station in eine gesicherte Ruine umzubauen.
Neues Zuhause für FCChelsea
Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden. Zumindest im Moment: Der russische Milliardär Roman Abramowitsch hat ein Kaufangebot für die Brache abgegeben, weil er dort für seinen FC Chelsea ein Stadion bauen will. Es dürfte einer der extravaganteren Fussballtempel werden. Denn die Arena mit Platz für 60'000 Zuschauer soll inmitten der alten Ziegelsteinmauern zu stehen kommen. Die Vier Kamine blieben ebenfalls erhalten und würden zu Scheinwerfermasten umfunktionier. Welcher Architekt der Russe dafür im Auge hat wird sich zeigen. Aber immerhin wurde die Power Station von Giles Gilbert Scott entworfen, der neben der grossen Ikone noch eine kleine aber ebenso berühmte geschaffen hat: die roten Telefonzellen der britischen Post.
Dass dereinst zwischen den Kaminen tatsächlich Fussballspiele stattfinden ist aber noch nicht sicher. Bei der Stadt gibt es Zweifel an den glamourösen Plänen Abromowitschs. Der Standort sei für ein Stadion ungeeignet, weil die Infrastruktur nicht auf die Anreise von 60'000 Fans eingereichtet sei, wird der stellvertretende Bürgermeister Edward Lister auf Spiegel-Online zitiert. Allerdings ist im Masterplan für das Gebiet eine eigene U-Bahnstation vorgesehen, das Problem des öffentlichen Verkehrs wäre somit gelöst. (mai)