15:39 BAUBRANCHE

Disharmonie wegen Sicherheitsmängeln

Die Vorwürfe, die Herzog & de Meuron gegenüber dem Baununternehmen Hochtief erheben, sind happig: Unter anderem geht es um grossflächige Luftblasen in Betonwänden der Elbphilharmonie und um zu tiefliegende Betonrippen, die künftig den Konzertsaal tragen.

Das Debakel um Herzog & de Meurons Hamburger Elbphilharmonie geht in eine weitere Runde: Prüfer der Architekten haben die stadteigene Realisierungsgesesllschaft (ReGe) darauf aufmerksam gemacht, dass beim Bau des Prestigeprojektes schwerwiegende Sicherheitsmängel vorliegen. Dies berichtet die aktuelle Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins „Focus“. Dabei beruft sich das Magazin auf eine Dokumentation über „akute Ausführungsmängel“, die der Redaktion offenbar vorliegt.

Laut diesem Prüfbericht monieren die Architekten, dass die bereits fertigen Betonrippen, auf denen der grosse Konzertsaal auf Federpaketen zu stehen kommen soll, zu tief liegen. Des Weiteren hat laut dem Bericht das Generalunternehmen Hochtief einzelne Federpakete schief eingebaut. Zudem gibt es Abweichungen von den Bauplänen von bis zu 110 Millimetern, eingeplant waren Abweichungen von maximal 20 Millimetern. Überdies weisen die Betonwände der bereits fertigen Aussenschale massive Mängel auf: Die Prüfer haben bei Stichproben verschiedene grossflächige Hohlkammern entdeckt. Gemäss „Focus“ hat Hochtief deshalb Beton in die Luftblasen gepresst. Dies reicht laut den Architekten aber nicht aus.

Ausserdem reklamiert wird im Prüfbericht, dass die historische Fassade des alten Kaispeichers A durch die Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogen wurde: Hochtief hatte Teile der alten Mauern abschleifen lassen, nachdem beim Bau Zement über die Backsteinmauern gelaufen war. In der Folge wurde Fassade noch weiter beschädigt. Inzwischen hat die ReGe gemäss Focus einen Baustopp über die Sanierung verhängt.

„Das sind schwerwiegende Mängel, die allerdings behebbar sind“, äusserte sich ein Sprecher der ReGe gegenüber Focus zu den Vorwürfen von Herzog & de Meuron. „Hochtief hat schlecht gebaut.“ Zwischen der ReGe und Hochtief tobt seit längerem ein Streit um die Kosten, aber auch um die Aussführung und um nicht eingehaltene Termine. So wurde die Eröffnung der Elbphilharmonie immer wieder verschoben, zurzeit rechnet man im Jahr 2013 mit der Einweihung. Die Auseinandersetzung zwischen der ReGe und Hochtief wird mittleweile auch vor Gericht geführt. (mai)

Sieh auch

"Die Elbphilharmonie wird zum Gerichtsfall" vom 7. April 2010

"Die Kosten sind in ihrer Höhe völlig unplausibel" vom 23. März 2010

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