10:58 BAUBRANCHE

Denkmalpreis 2017 fürs rote Badehaus

Teaserbild-Quelle: Christian Helmle

Der Architekt Jacques Wipf 1930 errichtete 1930 für seine Familie am Thuner See ein kleines Badehaus. Das Gebäude sorgte wegen seines avantgardistischen Baustils bereits damals für Aufsehen. Nun ist es nach der Restaurierung wieder im Gespräch: Den Enkeln wurde der Denkmalpflegepreis 2017 des Kantons Bern zuerkannt. Der Spezialpreis geht an die Restaurierung der Zellstofffabrik in Péry-Rondchâtel.

Leuchtend rot, mit einem flachen Dach und auf hohen Stelzen: Der Kleinbau gilt als Musterbau der Moderne. Ganz entgegen seiner sonstigen Arbeiten im Heimatstil, unter anderem Wohnhäuser in Thun oder das Grimsel Hospiz, beschritt Jacques Wipf erstmals neue Wege. Die einfache, funktionale Einrichtung des Gebäudes bot ursprünglich ein wenig Komfort und diente ausschliesslich dem sonntäglichen Familien- und Badeausflug. Als Hauptaufenthaltsort wurde die Wiese vor dem Haus genutzt. Im freien Erdgeschoss stellte man im Sommer das Auto, im Winter das Boot unter. 1954 erweiterte der Architekt Karl Müller-Wipf das Badehaus zum Sommer-Ferienhaus. Der Anbau ist typisch für die 1950er-Jahre: ohne besondere Auffälligkeiten, aber dennoch bis ins Detail durchkomponiert. Respektvoll und diskret wurde er hinter das alte Badehaus gesetzt.

Bei der kürzlich abgeschlossenen Restaurierung setzten die Bauherren und Besitzer Christoph und Dominik Müller auf den Erhalt der originalen Substanz. Das Badehaus wird auch in Zukunft ein Sommerhaus bleiben, in alter Schönheit und ohne zusätzlichen Komfort. Eine Farbuntersuchung lieferte den Befund, dass das Badehaus über den originalen Mineralfarbanstrich verfügte. Die Bauherren versuchten deshalb, dieselbe farb- und alterungsbeständige Farbtechnik verwenden, ohne jedoch das Haus „in neuem Glanz“ erstrahlen zu lassen. Eine Lasur verleiht der Fassade das materialtypische kristalline Leuchten. Die ursprünglichen Bearbeitungs- und Altersspuren, auch die Markierung des Hochwasser-Pegelstands von 2005, blieben erhalten. Voraussetzung für diese Arbeiten war eine enge Zusammenarbeit mit dem Restaurator, einem Farbberater, den Handwerkern und dem Bauberater der Denkmalpflege. Für die gelungene, nachhaltige Restaurierung des Kleinbaus werden die Enkel Wipfs nun ausgezeichnet. Als ein weiteres bedeutendes Werk des Neuen Bauens im Berner Oberland gilt auch das von Wipf mitgestaltete Thuner Strandbad.

Mit dem Denkmalpflegepreis zeichnet die Denkmalpflege des Kantons Bern gemeinsam mit der Fachzeitschrift «Umbauen+Renovieren» seit 2010 jährlich Bauherrschaften aus, die in Zusammenarbeit mit der Fachstelle ein Gebäude mit Alltagsnutzung sorgfältig restauriert und weiterentwickelt hat. (PD/cb)

Spezialpreis 2017 für ein Industriedenkmal
Mit dem Spezialpreis würdigt die Fachkommission für Denkmalpflege das Engagement zur Erhaltung und Weiternutzung der ehemaligen Zellstofffabrik an der Schüss. Nach der Restaurierung ermöglicht ein neues Nutzungskonzept, dass in Rondchâtel weiterhin Strom produziert wird.

Spezialpreis 2017: die ehemalige Zellstofffabrik.

Quelle: Jacques Bélat

Spezialpreis 2017: die ehemalige Zellstofffabrik.

Öffentliche Preisverleihung
Donnerstag, 18. Mai 2017, 18.30 Uhr, im Stadtsaal des Kornhausforums Bern

Begleitende Ausstellung in Bern
Galerie Kornhausforum,
19. Mai - 17. Juni 2017, Di – Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 – 17 Uhr

Ausstellung in Thun
Konzepthalle 6, Scheibenstrasse 6, Thun;
21. Juni - 23. Juli 2017
Vernissage am 21. Juni 2017, 18 Uhr
Mo 08–18.30 Uhr, Di – Fr 8 – 24 Uhr, Sa 10 – 24 Uhr, So 10 – 15 Uhr

Führung in Thun: Licht, Luft und Farbe
15. Juni 2017 - Treffpunkt: Pfaffenbühlweg 46, 18 Uhr

Führung in Péry-La Heutte: Erhaltung eines Industriedenkmals
29. Juni 2017 - Treffpunkt: Rondchâtel 242, 18 Uhr

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