CERN entwickelt Pläne für 100-Kilometer-Tunnel
Kaum ist das Higgs-Teilchen entdeckt, fasst das Teilchenforschungsinstitut CERN bei Genf schon das nächste Projekt ins Auge. Einen 80 bis 100 Kilometer langen Beschleunigerring unter Genf und Frankreich. Mit seiner Hilfe soll der Entstehung des Universums auf den Grund gegangen werden.

Quelle: PD
Der kreisförmige Tunnel reicht bis nach Frankreich.
Mit diesem Projekt hoffen die Teilchenphysiker, nicht nur mehr über das Higgs-Boson herauszufinden, welches das Standardmodell der bekannten Materie vervollständigt. Sie möchten zudem das Geheimnis der restlichen 95 Prozent der Materie im Universum lüften, die aus der bislang unerklärten Dunklen Energie und Dunklen Materie bestehen. Möglich machen soll dies der geplante Beschleunigerring, indem er Protonen mit nie zuvor erreichten Energien von 100 Tera-Elektronenvolt (TeV) aufeinanderprallen lässt. Zum Vergleich: Der derzeit stärkste Teilchenbeschleuniger der Welt, der Large Hadron Collider (LHC), der sich ebenfalls im Cern befindet, ist zurzeit zur Revision abgeschaltet ist und soll nach seinem Neustart 2015 14 TeV erreichen.
Die Studie zum zukünftigen Ringbeschleuniger (Future Circular Collider, FCC) beginnt kommenden Mittwoch mit einem Treffen von 100 Teilchenphysikern aus aller Welt in Genf. Die FCC-Studie läuft parallel zu einer weiteren Machbarkeitsstudie für einen 80 Kilometer langen, aber geraden Beschleuniger ebenfalls am CERN. Auch Japan und die USA arbeiten an Plänen für einen neuen, sogenannten Linearbeschleuniger. – Die Studie wird 2018, am nächsten Europäischen Strategiemeeting zur Teilchenphysik, diskutiert.
Globales Unterfangen
Die kommenden Resultate vom LHC seien entscheidend, um uns zu zeigen, welche Art von Beschleuniger die neuen Fragen am besten beantworten kann, erklärte CERN-Forschungsleiter Sergio Bertolucci in der Mitteilung.
An dem Gigaprojekt soll die ganze Welt beteiligt sein. „Ein solches Projekt kann kein Kontinent allein realisieren, es muss global angegangen werden“, erklärte CERN-Sprecher Arnaud Marsollier. Schon der 13 Jahre dauernde Bau des LHC kostete rund vier Milliarden Euro.
Die Planung eines derart gewaltigen Projekts ist ein Generationenwerk. Die Planung für den 2008 in Betrieb genommenen LHC begann in den 80er-Jahren - und er wird noch 25 Jahre weiter laufen. - Zeit braucht es auch, um die für den Riesenbeschleuniger benötigten Technologien zu entwickeln. So existieren die extrem starken Magnete, die benötigt werden, um Teilchen auf so hohe Energien zu beschleunigen, noch nicht einmal als Prototypen. (mai/sda)
Film zum Projekt (englisch)