13:03 BAUBRANCHE

Büchertipps für Weihnachten

Faszinierende Bilder, skurrile Architektur und spannende Lebensgeschichten - das und mehr bieten die Büchertipps der "baublattt.ch"-Redaktion.



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Architektur und Landschaft in Norwegen: Schönheiten am Strassenrand

Für seinen Bildband über zeitgenössische Architektur entlang der norwegischen Landschaftsrouten legte der Berliner Fotograf Ken Schluchtmann mehr als 20 000 Kilo­meter zurück. Sowohl arrivierte als auch weniger bekannte Büros schufen hier im Auftrag der Regierung zahlreiche Bauten. Die Bandbreite ist gross, sie reicht von der Wildbeobachtungsstation aus der Feder der Architekten von Snøhetta im Dovre-Nationalpark über Reiulf Ramstads schwindelerregende Aussichtsterrassen an den Trollstigen bis hin zu Peter Zumthors und Louise Bourgeois' Denkmal für die Hexenverbrennungen in Vardø. Schluchtmann setzt bei seinen Aufnahmen auf eine so eindrückliche wie unverwechselbare Bildsprache, zu welcher Wetter und Umgebung viel betragen: Ohne zusätzliches künstliches Licht, in der Dämmerung oder bei bewölktem Himmel, vor zerklüfteten Felsen, weiten Landstrichen und einsamen Fjorden inszenierte Schluchtmann die einzelnen Bauten. Dadurch wirken sie oft überhöht und erscheinen mehr als Skulptur denn als Architektur.

Ken Schluchtmann – Architektur und Landschaft in Norwegen
Texte von Adresen, Christaine Bürklein, Hatje-Cantz-Verlag, 1. Auflage 2014, 160 Seiten, 87 Franken 60
ISBN 978-3-7757-3837-8

Felsengärten, Gartengrotten, Kunstberge: Natur aus Zement und Beton

Seit dem 16. Jahrhundert waren Grotten ein beliebtes Element in europäischen Gartenanlagen. Zuerst wurden sie als märchenhaft anmutende Bauten errichtet und oft üppig mit Tuffstein, Muscheln, Schnecken und Mineralien dekoriert. Mit den Fortschritten von Geologie oder etwa der Höhlenforschung sowie dem Aufkommen des romantischen Landschaftsgartens wurden sie dann gegen Ende des 18. Jahrhunderts verstärkt der Natur nachempfunden. Neben den Höhlen sorgten auch künstliche Berge oder ganze nachgebildete Felspartien für besondere Aus- und Ansichten. Während der Industrialisierung setzte man vermehrt auf Zement und Beton als Baumaterial. Der ausführlich bebilderte Band «Felsengärten, Gartengrotten, Kunstberge» präsentiert das Thema in seiner ganzen Breite und illustriert es mit bekannten und unbekannten Beispielen; etwa dem König Ludwigs II. Venusgrotte im Schlosspark von Linderhof oder dem vor rund 20 Jahren abgebrochenen Alpengarten der Urschweiz in Luzern.

Uta Hassler (Hrsg.) – Felsengärten, Gartengrotten, Kunstberge
Text von Pedro Gadanho, Hirmer-Verlag, 1. Auflage 2014, 384 Seiten, 74 Franken 90
ISBN: 978-3-7774-2269-5

Heilige Landschaft – Heilige Berge: Vom Sinai zum Sacro Monte

In der Religion spielt die Landschaft – und dabei insbesondere die Berge – eine grosse Rolle: Die Arche Noah strandete auf einer Bergspitze, Moses erhielt am Sinai die Zehn Gebote und Jesus fuhr nach der Auferstehung vom Ölberg in den Himmel auf. Der von einer landschaftlichen Erhebung aus geführte Dialog zwischen Mensch und Gott vermittelt eine Nähe zu Gott. Dies dürfte auch die besondere Stellung hochgelegener Heiligtümer erklären. So wird etwa in der 1614 von Cesare Tettamantio publizierten Geschichte des Sacro Monte von Varese eine Vielzahl «biblischer» heiliger Berge genannt, um den Pilgerort oberhalb der lombardischen Stadt besonders wichtig erscheinen zu lassen. Aber auch religiöse Architektur prägt die Landschaft. Davon zeugen Wegkreuze, Kapellen, Klöster, Kirchen und Tempel entlang alter Handelswege oder geographisch wichtiger Verbindungsachsen. Der Band, der im Zusammenhang mit dem Achten Internationalen Barocksommerkurs erschienen ist, versammelt verschiedene Beiträge, die anhand einzelner Beispiele die Wechselwirkungen zwischen Religion und Landschaft erklären und in einen kulturgeschichtlichen Zusammenhang stellen.

Stiftung Bibliothek Werner Oechslin (Hrsg.) – Heilige Landschaft – Heilige Berge
Texte von Gerd Blum, Katja Burzer, Ria Fabri, Axel Christoph Gampp u.a., gta-Verlag, 1. Auflage 2007, 404 Seiten, 60 Franken
ISBN 978-3-85676-294-0

Das Multitalent Philipp Gosset 1838-1911: Mehr als der Vermesser des Rhonegletschers

Philipp Charles Gosset – 1838 als Sohn einer Bernerin und eines Engländers geboren, 1911 als Bernburger gestorben – war ein Multitalent. Einen Namen hat er sich vor allem als Gletscher- und Lawinenforscher gemacht, unter anderem im Zusammenhang mit der Vermessung des Rhonegletschers. Sein Tätigkeitsgebiet war jedoch viel breiter: In Bern aufgewachsen bildete er sich in Paris zum Ingenieur aus. Zurück in der Schweiz war er in der Bundeshauptstadt Quartierplaner, später wirkte er als Eisenbahningenieur am Bau der Simplonstrecke, am Abschnitt Saint Maurice–Brig, mit. Zudem arbeitete er für das Eidgenössische Stabsbureau, wo er sich unter anderem an der Siegfriedkarte sowie an den Seetiefenmessungen des Genfersees beteiligte. Zudem amtete er als freiberuflicher Vermessungsingenieur und leitete die vom Vater geerbte Canadische Baumschule Wabern. Das Autorenteam um den Berner Kunst- und Architekturhistoriker Georg Germann porträtiert in seinen Beträgen eine schillernde Persönlichkeit.

Georg Germann (Hrsg.) – Das Multitalent Philipp Gosset 1838-1911
Texte von Quirinus Reichen, Martin Rickenbacher, Jürg Schweizer u.a., Hier und Jetzt Verlag, 1. Auflage 2014, 200 Seiten, 49 Franken
ISBN 978-3-03919-309-7

Fictions: Wenn ein Fotograf bauen würde

Auf den ersten Blick scheint es die Ansicht einer typischen belgischen Kleinstadt zu sein. Auf den zweiten zeigt sich, dass die Backsteinhäuser weder Fenster noch Türen haben. In der Welt von Filip Dujardin ist fast alles möglich, auch statisch absurde Konstruktionen, die an verunglückte Tetrisspiele erinnern. Solche Ansichten sind Teil einer skurrilen Bilderserie, an welcher der belgische Architekturfotograf seit 2007 arbeitet. Der Band «Fictions» präsentiert seine «unmöglichen» Architekturen, die gleichzeitig irritieren und amüsieren. Dujardins Fantasien entstehen am Bildschirm: Hat er sich für eine Idee entschieden, baut er meist ein Modell aus Karton oder per Sketchup-Programm. Danach sucht er mit dem Fotoapparat die passenden «Bausteine» zusammen. Dabei handelt sich meistens um Gebäude aus seiner Umgebung in Gent, die er von allen Seiten ablichtet und schliesslich am Computer zu einem neuen Bauwerk zusammenfügt. Es sind Traumhäuser im wahrsten Sinne des Wortes. In einem Interview mit dem « Mark Magazine» sagte er einmal: «Vielleicht entstehen diese Bilder aus einem Frust heraus, dass ich eigentlich lieber Architekt spielen würde, als Häuser anderer abzulichten.»

Filip Dujardin – Fictions
Text von Pedro Gadanho, Hatje-Cantz-Verlag, 1. Auflage 2014, 120 Seiten, 59 Franken 90
ISBN 978-3-7757-3802-6

Lina Bo Bardi 100: Italienerin mit brasilianischem Herzen
Mit ihren ausdrucksstarken Entwürfen ging die italienisch-brasilianische Architektin Lina Bo Bardi (1914–1992) einen ganz eigenen gestalterischen Weg. Die Grundlage ihrer Arbeit lieferte die intensive Auseinandersetzung mit ihrer Wahlhei­mat Brasilien. Sie befasste sich mit seiner Kultur, Gesellschaft und Politik; So versuchte sie als sozial engagierte Architektin etwa Lösungen für das Problem der Favelas und der Armut zu finden. Ihre Laufbahn startete Bardi in Mailand, im Architekturbüro von Gio Ponti, der auch die Zeitschriften Domus und Lo Stile herausgab. Nach ihrer Hochzeit mit dem brasilianischen Kunstkritiker Pietro Maria Bardi zog sie 1946 nach Brasilien, wo sie zahlreiche öffentliche und private Bauten realisieren sollte. Neben ihrem wohl bekanntesten Werk – São Paulos Kultur- und Sportzentrum SESC Pompéia – gehören ihr eigenes Wohnhaus, die Casa de Vidro und das Museo de Arte de São Paulo zu ihren wichtigsten Bauten. Dieses Jahr wäre Lina Bo Bardi hundert Jahre alt geworden. Der opulente Bildband stellt ihr architektonisches Werk vor und erzählt gleichzeitig von einem spannenden Leben.

Gabriela Cianciolo, Simone Bader, Renato Anelli u.a – Lina Bo Bardi 100
Hatje-Cantz-Verlag, 1. Auflage 2014, 368 Seiten, 69 Franken 90
ISBN 978-3-7757-3852-1

Kasachstan - Architekturführer: "Starchitektur" mitten in der Steppe
Der Architekturführer Kasachstan nimmt mit auf eine faszinierende Tour durch ein widersprüchliches Land. Das handliche Buch ist laut dem Verlag der «erste Versuch» einer Würdigung der Baukunst des zentralasiatischen Landes in seiner Vielfalt zwischen orientalischer Tradition, westlichen Vorbildern und russisch-sowjetischen Einflüssen. Der ausführlich bebilderte Führer geht auf das historische Erbe ein, von den muslimischen Baudenkmälern des Mittelalters bis zur russischen Kolonialarchitektur. Ein besonderes Augenmerk legen die Autoren aber auf das zeitgenössische Bauschaffen im unabhängigen Kasachstan. Dank sprudelnder Einnahmen aus dem Ölgeschäft entstand mitten in der Steppe ein beispielloses architektonisches Versuchslabor: die Hauptstadt Astana, in der sich nicht nur regionale Architekten verewigten, sondern auch Stararchitekten wie Norman Foster, Rem Koolhaas, Frank Gehry oder Kisho Korokawa.

Philipp Meuser (Hrsg.) – Kasachstan – Architekturführer
DOM Publishers, 1. Auflage 2014, 530 Seiten, 65 Franken 90
ISBN 978-3-86922-272-1

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