17:03 BAUBRANCHE

Buchtipp: Pioniere des Brückenbaus

Teaserbild-Quelle: Archiv Schmidt + Partner / PD

Die Schweiz mit ihrer komplexen Topografie ist seit Jahrhunderten ein Land der Brücken und Brückenbauer. Auch die neuere Zeit hat kreative Brückenbauer hervorgebracht. Etwa die Bauingenieure Ernst und Albert Schmidt gehören: Diesen Pionieren des modernen Brückenbaus und ihrem Schaffen ist der Band „Ernst und Albert Schmidt, Ingenieure, Pioniere des Brückenbaus“ gewidmet.

In den letzten hundert Jahren hat kaum etwas die Landschaft so nachhaltig verändert und geprägt wie der rasante Ausbau des Verkehrsnetzes, der Eisenbahnstrecken, der Autobahnen und der Infrastruktur. Während der vergangenen Jahrzehnte wurden unzählige Brücken und Kunstbauten geschaffen, oft unter schwierigsten Voraussetzungen fast Unmögliches realisiert. Mitten drin in diesem Boom: die Bauingenieure Ernst (1914 bis 1990) und Albert Schmidt (1923 bis 2007). Die Bauten der beiden Brüder werden von vielen Tausenden genutzt, ohne dass sie wissen, wer sie möglich gemacht hat. Dazu gehören zum Beispiel das elegante Viadukt entlang des Lac de de la Gruyère, die Kanderbrücke in Spiez, die Ponts sur la Lutrive bei Lausanne, die Johanniterbrücke und die Schwarzwaldbrücke in Basel. Ebenfalls zu ihrem Werk gehören viele Brücken in Deutschland, wie etwa die Rheinbrücke in Köln-Deutz, die erste Betonbrücke die Köln den Rhein querte.

Freivorbaubrücken

Freivorbaubrücken als Eisenkonstruktionen wurden bereits vor 150 Jahren realisiert. Erste Brücken dieser Art in Beton wurden bereits in den 1940er-Jahren errichtet.

Nachdem Ernst Schmidt sich an der Empa mit Thema Freivorbau beschäftigt hatte, präsentierte er in Basel sein erstes Projekt für eine neue Rheinbrücke im Freivorbau in Spannbeton. In der „Basler Nationalzeitung“ im September 1951 erklärt er die Grundidee des vorgespannten Betons: „Der Beton weist eine 7- bis 10-mal kleinere Zugfestigkeit als Druckfestigkeit auf. Ein auf Biegung beanspruchter Betonbalken, der auf der einen Seite auf Druck und Az der anderen Seite auf Zug beansprucht wird, bricht wegen der kleinen Zugfestigkeit schon bei einer geringen Belastung. Die Idee, die dem vorgespannten Beton zugrund liegt, besteht darin, dass die grosse Beton-Druckfestigkeit über die ganze Quartschnittfläche des Balkens ausgenützt und die Zugspannung im Beton ausgeschaltet wird. Der Beton wird mittels hochwertigen Spanndrähten unter Druck gebracht, welcher so gross sein muss, dass im Beton keine Zugspannungen auftreten.“ Neben der grossen Rissfestigkeit sah Ernst Schmidt vor allem Vorteile in der Gewichtsersparnis, was grössere Spannweiten mit grösseren Querschnitten und gleichzeitig kleinere Fundamente ermöglicht. Ernst Schmidt und sein Bruder Albert entwickelten sich in der Folge zu Pionieren dieses Verfahrens, das sie in ihren zahlreichen Brückenbauten immer weiter perfektionierten.

Ernst Schmidts Hammer

Ernst Schmidt war nicht Brückenbauer und Konstrukteur, sondern war auch ein Erfinder von Messgeraten für das Bauwesen. Bekannt ist vor allem der Schmidt-Hammer, mit dem sich die Betonfestigkeit bestehender Bauten ohne Zerstörungen feststellen lässt.

Das von Wendelin Schmidt und der Gesellschaft für Ingenieurbaukunst herausgegebene grossformatige Buch zeichnet erstmals die Familien- und Firmengeschichte nach und stellt das ingenieurtechnische Schaffen der beiden vor. Es ist reichhaltig illustriert mit hervorragenden Schwarzweissbildern, mit zahlreichen Plänen und technischen Zeichnungen. Dazu gehören auch viele Bilder aus der Konstruktionsphase von Bauwerken.

Für alle am Thema Interessierten ist das Buch eine spannende gut geschriebene Dokumentation über die beiden Pioniere, ihre Innovationen und ihr Team aber auch über die Zeit in der grosse Projekte und die Landschaft der Schweiz prägten. Hauptthema des Buches ist der Brückenbau. Daneben werden aber auch weitere bedeutende Schmidt-Bauten vorgestellt, wie die Sporthalle St. Jakob in Basel. (mai)


Ernst und Albert Schmidt, Ingenieure. Pioniere des Brückenbaus
Wendelin Schmidt und die Gesellschaft für Ingenieurbaukunst (Hrsg.), mit Beiträgen von Lukas Abt, René Czechowski, Michel Donzel, Rolf Plattner und Wendelin Schmidt Park Books, Zürich 2014. 300 Seiten, 403 S/W Abbildungen, Pläne, Skizzen und Grafiken. 30 x 24 cm. ISBN 978-3-906027-59-3. Fr. 79.–

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