Buchtipp: «Chinese Fun» - melancholische Vergnügungsparks
Der italienische Fotograf Stefano Cerio hat für seine Serie „Chinese Fun“ menschenleere Freizeitparadiese fotografiert. Der gleichnamige Band versammelt die surreal anmutenden Bilder.
«Bei blauem Himmel kann ich nicht fotografieren. Sonst sieht alles wie in einer Werbebroschüre aus», sagt Stefano Cerio in einem Interview mit der BBC. Der italienische Fotograf hat in China für seine Serie «Chinese Fun», die vor Kurzem als Buch erschienen ist, Freizeitparadiese fotografiert. Und so verströmen seine Bilder von Freizeitparks, Erlebnisbädern oder Skirarenen eine melancholische, surreale Atmosphäre. Die grauen Himmel sind aber keine Folge des Wetters, sondern der Luftverschmutzung. Dies wiederum taucht Achterbahnen und anderes Spassmobiliar in ein sanftes Licht. So dürfte der Umstand, der die Fotos auf eine eigenartige Weise poetisch wirken lässt, zum Nachdenken anregen. Zudem sind auf Cerios Aufnahmen keine Menschen zu sehen. Das lässt die teils skurrilen Bauten gewaltig erscheinen. Daneben bieten ihm leere Plätze die Möglichkeit indirekt Menschenmassen zu porträtieren: «Es ist, als ob ich ein Porträt von den Menschen machen würde, die nicht da sind.» Orte des Vergnügens abzulichten, wenn niemand da ist, ist aufwendig. Entscheidet sich Cerio für ein Sujet, klärt er den günstigsten Zeitpunkt ab. Idealerweise ist es der frühe Morgen. Obwohl er für die China-Serie nur menschenleere Orte fotografierte, interessieren ihn solche, die ganz ausser Betrieb sind, nicht: «Das ist nicht meine Geschichte.» (mai)

Quelle: Stefano Cerio, Hatje Cantz-Verlag
Foto aus dem Band „Chinese Fun“