Bergell: Auf die Geiss gekommen
Ausgerechnet in der Wakkerpreisträger-Gemeinde Bergell kollidieren die unterschiedlichen Interessen einzelner kantonaler Behörden oder vielmehr jene des Amts für Landwirtschaft mit denjenigen des Amtes für Raumplanung. Auslöser ist ein Geissenstall.
Nachdem in Graubünden zunehmend an Hanglagen Kulturland aufgegeben wird und die nicht mehr genutzten Flächen zu verwildern drohen, setzt man auf Geissen und unterstützt die Haltung der Tiere. Die gefrässigen Paarhufer sorgen dafür, dass das Land nicht vollends überwuchert. Dies gilt auch für die unlängst mit dem Wakkerpreis ausgezeichnete Gemeinde Bergell. Doch hier scheinen in zumindest einem Fall die Interessen von Natur- und Denkmalschutz mit der Förderung von Geissenbetrieben zu kollidieren.
Im Weiler Isola, der zu Bergell gehört, will ein Biobauernbetrieb einen Stall für 120 Ziegen errichten. Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, hat das kantonale Amt für Raumentwicklung dem Hof den Bau des Stalls verboten. Und dass dieser auf der Förderliste des Landwirtschaftsamtes steht, hat hier nichts genutzt. Zuvor hatte die Gemeindeversammlung allerdings dem Bauprojekt Grünes Licht erteilt, doch dann hatten unter anderem die Stiftung Landschaftschutz Schweiz, Pro Natura und die Engadiner Sektion des Heimatschutzes gegen das Projekt Rekurs eingelegt. Die Umwelt- und Heimatschutzorganisationen sind der Ansicht, dass der Stall zu gross ist und die schützenswerte Landschaft der Umgebung verschandelt. Zumal gemäss NZZ Teile der Bauten in einer Natur- und einer Landschaftsschutzzone zu stehen kämen. Allein schon eine Naturschutzzone bedinge ein absolutes Bauverbot, erklärte der stellvertretende Leiter des Amtes für Raumentwicklung, Alberte Ruggia, gegenüber der Zeitung. Die Bauern wollen nun Beschwerde beim kantonalen Verwaltungsgericht erheben. (mai)
Den NZZ-Artikel finden Sie hier: www.nzz.ch/schweiz/das-geissen-dilemma-1.18501072