16:17 BAUBRANCHE

Baumgrenze wird auch von Tieren bestimmt

Teaserbild-Quelle: Claudia Hulid, pixelio.de

Die steigenden Temperaturen treiben viele Pflanzen und Tiere, die in Bergen zu Hause sind, in höher gelegene Gebiete. Allerdings hängt die Ausbreitung in kühlere Gefilde hängt nicht allein vom Klima sondern auch von ökologischen Wechselbeziehungen ab. Dies lässt sich etwa bei der Arve beobachten: Bei der Eroberung weniger warmer Regionen Gebiete ist sie auf den Tannenhäher angewiesen. Dies zeigt eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wald, Schnee und Landschaft.

Die Arve bildet vielfach die Baumgrenze. Und dieser Übergang von Wald zu alpiner Vegetation – so nahm man bisher an – wird vor allem durch das Klima bestimmt. Doch so einfach ist es nicht, wie eine Forscher der deutschen Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL kürzlich in einer Studie am Beispiel der Arve feststellten.

„Das Klima gibt für die Etablierung der Arve nur den Rahmen vor“, sagt Eike Lena Neuschulz, vom „Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum“ und Leitautorin der Studie. „Ob sich die Arve dann erfolgreich über Samen weiter in höher gelegene Gebiete ausbreiten kann, hängt vor allem von ihrer Wechselbeziehung mit anderen Pflanzen und auch Tieren ab, zum Beispiel vom Tannenhäher." Denn um in höhere Lagen zu gelangen, brauchen die flugunfähigen und schwer zugänglichen Arvensamen eine Transport- oder vielmehr Reisemöglichkeit. In ihrem Fall ist dies der Tannenhäher. Weil der kleine Vogel aber der bisherigen Baumgrenze treu bleibt, bringt er in der Regel nur wenige Samen in höhere Gebiete. Den Grossteil versteckt er als Vorrat in den mittleren Höhenlagen der Arvenwälder. Dies haben Untersuchungen der Wissenschaftler auf einer Höhe zwischen 1850 und 2250 m in zwei Tälern nahe Davos ergeben.

Neuschulz und ihre Kollegen haben dort während dreier Jahre lang die Verjüngung des Arvenwaldes sowie die kleinräumigen Umweltbedingungen dokumentiert. Zudem vergruben sie selber 360 Samen, um beobachten wie und vor allem ob sie überhaupt keimen. „Ob aus einem der wenigen Samen, die es über die bisherige Baumgrenze schaffen, dann auch tatsächlich ein Sämling wird, bestimmt seine direkte Umgebung. Vorhandene Zwergstrauch-Vegetation ist förderlich, Nagetiere, die den Samen anknabbern, verhindern erfolgreiches Keimen", so Neuschulz. Überraschenderweise sind klimatische Faktoren wie die durchschnittliche Temperatur sowie die Bodenfeuchte des jeweiligen Standortes in den ersten Lebensjahren einer Arve weniger wichtig als bisher angenommen.

Damit belegt die Studie im Hinblick auf die Zukunft, dass sich einzelne Baumarten wie die Arve den klimawandelbedingten Veränderungen ihres Lebensraums nicht oder nur sehr langsam anpassen können. „Wenn sich das Klima erwärmt und dadurch die Konkurrenz durch Baumarten aus tieferen Lagen zunimmt, dürfte dieses komplexe Gefüge der ökologischen Wechselwirkungen durcheinander geraten“, sagt Felix Guggerli vom WSL. „Dadurch könnte der für viele Regionen der Alpen charakteristische Lebensraum des Arvenwaldes gefährdet sein.“ Laut Guggerli ist dies durchaus problematisch. „Dieser Wald ist im alpinen Hochgebirge ein wichtiger, ökologisch vielfältiger Lebensraum, der ausserdem zum Schutz vor Naturgefahren beitragen kann.“

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