Ausstellungstipp: Blick ins Schlüsselloch
Die Geschichte von Schloss und Schlüssel geht weit zurück. Das Prinzip ist fast 5000 Jahre alt. Die Ausstellung "Blick ins Schlüsselloch" im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen zeigt, wie vielseitig und spannend dieses Thema ist. Unsere Bilderstrecke liefert einen ersten Eindruck.
In der Ausstellung geht es um Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, um Macht, Kriminalität, Handwerk und Industrialisierung, aber auch um Märchen und Volksglauben. Die Grundlage der Ausstellung bildet die Sammlung von Ulf Weissenberger aus St. Margarethen. Seit rund 40 Jahren trägt er Schlösser und Schlüssel mit dem Ziel zusammen, einen repräsentativen Überblick von den Anfängen bis zur Industrialisierung um 1850 zu vermitteln. Eine Auswahl aus seiner umfangreichen Sammlung wurde mit museumseigenen Stücken sowie Leihgaben aus neuerer Zeit ergänzt – unter anderem von der Kaba AG und vom St. Galler Kriminalmuseum. Dabei sind neben Anderem prachtvolle Schlösser aus der Renaissance zu bestaunen, ganze Schatztruhen sowie das Vorhängeschloss des Brühltors, eines der St. Galler Stadttore, das 1836 abgebrochen wurde. Die Besucher können die raffinierte Technik dieser Schliesssysteme teils selbst ausprobieren.
Magie und Volksglaube
Daneben geht es in der Schau auch um die mit Schlüsseln und Schlössern verbundene Symbolik. Etwa in der Sprache: So übergibt man Personen die Schlüsselgewalt, findet den Schlüssel zu einem Geheimnis oder sucht den Schlüssel zum Erfolg oder zum Glück. Man spricht von Schlüsselerlebnissen, von einer Schlüsselbotschaft oder von einem Schlüsselroman. Man schenkt sich Vorhängeschlösser als Zeichen der Liebe und Verbundenheit. Und dass an besonderen Orten wie an Geländern von Brücken und Aussichtspunkten immer wieder Schlösser zu finden sind, ist ein Brauch aus jüngerer Zeit. Aus längst vergangenen Zeiten sind hingegen Märchen, Legenden und magische Vorstellungen rund um Schlüssel und Schloss überliefert. Schlüssellöcher wurden verstopft, um Geister abzuwehren. Schlüssel dienten als Amulette oder Glücksbringer. Die Ausstellung wirft auch einen Blick auf die Schloss- und andere «Panzerknacker»: Dazu gibt es aus der St. Galler Kriminalgeschichte Anschauungsmaterial wie Handschellen, Dietriche und andere "Beweismittel". (mai)