15:33 BAUBRANCHE

Aus Churwaldner Abwasser wird Ökostrom

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Über eine Druckleitung gelangt das nur grob gefilterte Abwasser der Gemeinde Churwalden zum Meiersboden oberhalb Chur. Im neuen Kraftwerk entsteht dort aus Abwasser sauberer Ökostrom. Das Abwasserkraftwerk mit Pioniercharakter hat am Freitag offiziell den Betrieb aufgenommen.

Das neue Abwasserkraftwerk der Rabiosa Energie produziert Ökostrom für 100 Haushaltungen. (Bild: zvg)

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Das neue Abwasserkraftwerk der Rabiosa Energie produziert Ökostrom für 100 Haushaltungen.

«Wir wollen Ressourcen nutzen und nicht vernichten», sagt Otto Vitalini, Geschäftsleiter von Rabiosa Energie. Das Churwaldner Energieunternehmen hat sich deshalb vor gut einem Jahr entschlossen, am Ende der 6,1 Kilometer langen Druckleitung zwischen Churwalden und Meiersboden ein neues Kraftwerk zu bauen. Denn obwohl im Durchschnitt nur 15 Liter Wasser pro Sekunde durch die Leitung fliessen, ermöglicht die Höhendifferenz von 522 Metern eine wirtschaftlich interessante Stromproduktion auf dem Meiersboden mit einem Betriebsdruck der Turbine von 46 bar.

Die Umsetzung der Idee war aber nicht einfach, schliesslich fliesst durch die Druckleitung Abwasser – mit allem was dazugehört. Seit Ende 2014 werden nämlich die Abwässer von Parpan und Churwalden via Leitung nach Chur geführt, wo sie in der dortigen ARA gereinigt werden. Nach 38 Betriebsjahren hätte man die veraltete ARA Churwalden zu aufwendig sanieren und erweitern müssen und beschloss deshalb diese aufzulösen.

Besondere Herausforderungen

Am letzten Freitag hat das Abwasserkraftwerk Churwalden in Meiersboden offiziell den Betrieb aufgenommen. 420‘000 Kilowattstunden sauberer Ökostrom produziert es pro Jahr und deckt damit den Bedarf von 100 Haushaltungen. Das 1,2 Millionen Franken teure Abwasserkraftwerk ist schweizweit erst die zweite Anlage seiner Art. Nur in Verbier VS wurde bereits ein ähnliches Konzept umgesetzt. Denn die Herausforderungen bei einem solchen Kraftwerk sind gross, wie Vitalini ausführt: «Abwasser ist aggressives Wasser, das normales Material innert weniger Monate zerfrisst.» Beim Churwaldner Projekt wurde deshalb für die Turbine, das Gehäuse, die Düsen und die Welle des Generators ein besonders hochwertiger Spezialchromstahl verwendet. Um die Geruchsimmissionen im Gebäude und im Aussenbereich zu reduzieren sind spezielle Aktivkohlefilter und ein Ionisierungsgerät im Einsatz.

Der Düsenkopf bei beiden Düsen ist so konstruiert, dass die Düsen rasch und einfach geöffnet und gereinigt werden können. Denn die Verstopfungsgefahr bei Abwasser ist grösser als bei anderen Anlagen. Daran ändert auch die mechanische Vorreinigung des Abwassers nichts, die bereits in Churwalden erfolgt. Ein erster Grobfang filtert hier Steine, Holz- und Metallteile aus dem Abwasser, im Rechen bleiben grobe Papierstücke hängen und der Sand- und Fettfang wirkt als dritter Filter. Über ein Ausgleichsbecken fliesst anschliessend das Abwasser in die Druckleitung. Deren Betrieb ist komplex, denn im Fall einer Störung oder während Unterhaltsarbeiten kann das dreckige Wasser nicht einfach – wie bei anderen Wasserkraftwerken üblich – bei der Fassung in den Bach geleitet werden. Das Abwasser kann in solchen Fällen über einen auf dem Meiersboden eingebauten Bypass direkt der ARA Chur zur Reinigung zugeführt werden. (gd)

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