19:53 BAUBRANCHE

Auf Zürichs Sechseläutenplatz ist weniger viel mehr

Teaserbild-Quelle: Patrick B. Kraemer, Keystone

Die warmen Temperaturen sorgen für Leben auf Zürichs Sechseläutenplatz. Allerdings nicht nur wegen der Passanten, sondern auch wegen der zahlreichen Veranstaltungen. Letztere sind vielen ein Dorn im Auge. Das zeigen eine Initiative, die 2015 zustande kam und welche die Anzahl Anlässe beschränken will, sowie die Resultate einer Studie. Sie wurde vom Tiefbauamt in Auftrag gegeben.

Sechseläutenplatz im Frühling: Sonnenhungrige und Erholungssuchende treffen sich auf zwischen Bellevue und Opernhaus. (Patrick B. Kraemer, Keystone)

Quelle: Patrick B. Kraemer, Keystone

Sechseläutenplatz im Frühling: Sonnenhungrige und Erholungssuchende treffen sich auf zwischen Bellevue und Opernhaus.

Kaum wagen sich die ersten warmen Sonnenstrahlen hervor, kommt Leben in den Zürcher Sechseläutenplatz: Die angrenzenden Kaffees sind bis auf den letzten Tisch besetzt, die pastellfarbigen Stühle, mit denen der Platz anstelle von Bänken möbliert wurde, ebenfalls. Viele, die keine Sitzgelegenheit ergattern konnten, lassen sich kurzerhand auf den Boden nieder, während sich die Kinder am Wasserspiel in Bellevue Nähe erfreuen.

Der Haken an der Sache: Laut dem städtischen Nutzungskonzept kann man diese Open-Air-Atmosphäre nur an 180 Tagen im Jahr in vollen Zügen geniessen. Während der restlichen Zeit dürfen die 16‘000 Quadratmeter Valser Quarzit bespielt werden, etwa mit dem Zirkus Knie, der „Oper für Alle“ in den Junifestwochen, der Chilbi des Seenachtsfests oder mit dem Weihnachtsdorf in der Adventszeit. Viele Zürcher stören sich offenbar daran: Vergangenes Jahr kam innert weniger Wochen eine Volksinitiative zustande, die fordert, dass der Platz an 300 Tagen im Jahr frei bleiben muss. Zurzeit arbeitet das Tiefbauamt an einem Gegenvorschlag.

Eine Studie, die ironischerweise Tiefbauamt in Auftrag gegeben worden ist, spricht nun eher für das Anliegen der Initianten. Für die laufende, über mehrere Jahre angelegte Untersuchung nehmen das Institut für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern und die Firma Interface die Nutzung öffentlicher Plätze in der Stadt Zürich unter die Lupe. Im 2015 wurde die tägliche Nutzung des Sechseläutenplatzes analysiert. Die Basis lieferte eine Strassenumfrage im August bei rund 280 Passanten sowie Aufnahmen der Webcam auf dem Hauptsitz der Neuen Zürcher Zeitung. Dabei stellte sich heraus, dass er werktags während der Mittagszeit am stärksten frequentiert wird, an den Wochenenden gilt dies ab 20 Uhr.

Zürichs „Schmuckstück“ sei bei den Nutzern ausserordentlich beliebt, heisst es im Fazit der Studie. Über 90 Prozent sind mit dem Platz „sehr zufrieden“. Dies werde unterstrichen durch die friedliche Atmosphäre. Positiv bewerteten die Befragten auch die Tatsache, dass man oft mit anderen Menschen ins Gespräch kommt. Ein weiteres Thema war die Anzahl Veranstaltungen. Neun Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie sich weniger Veranstaltungen wünschten, heisst es im Fazit der Studie. Der Sechseläutenplatz sei nun fest im städtischen Alltag verankert und lasse sich damit als gelungenes Exempel eines neu gebauten Platzes anbringen. Regelmässige kommerzielle Veranstaltungen braucht es laut den Verfassern nicht: Diese würden den „Platz für alle“ zerstören. (mai)

Weitere Informationen zur Studie: http://www.interface-politikstudien.ch/projekt/qualitat-und-nutzung-der-offentlichen-raume-in-der-stadt-zurich/

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