Architekten-Mangel: St. Gallen plant neue Ausbildung
Der St. Galler Kantonsrat hat heute Dienstag einem Regierungsantrag über die Wiedereinführung einer Architekturausbildung in St. Gallen zugestimmt. Damit soll dem Fachkräftemangel in der Ostschweiz entgegengewirkt werden.
Die Regierung schlug ein neues Ausbildungsangebot an der Fachhochschule St. Gallen vor: Ein Architekturstudium mit bis zu 80 Plätzen. Start wäre 2017.
2004 war diese Studienrichtung in St. Gallen aufgegeben worden. Seither ist Winterthur der nächstgelegene Ausbildungsort. Viele Fachkräfte seien in Richtung Zürich abgewandert, stellte die St. Galler Regierung fest. In der Ostschweiz gebe es deshalb einen Mangel an Architekten.
Kosten von rund 600'000 Franken
Ein eigener Studiengang in St. Gallen würde jährlich rund 1,2 Millionen Franken kosten. Effektiv betrügen die Mehrausgaben allerdings nur rund die Hälfte, weil der Kanton bisher Beiträge an ausserkantonale Ausbildungen ausrichteten musste.
Die vorberatende Kommission unterstützte das Vorhaben. Die Ausbildung sei eine wirksame Massnahme gegen den Fachkräftemangel. Zudem könne so in der Ostschweiz eine eigene Baukultur gesichert werden.
Die SVP-Fraktion begrüsste die Wiedereinführung der Architekturausbildung. Dies wäre ein zentraler Schritt mit "sehr überschaubaren Kosten". Im Unterschied zu Winterthur sei eine praxisnahe Ausbildung geplant, erklärte der Sprecher der CVP-EVP-Fraktion. Es brauche ein solches Angebot. Auch die Mehrheit der GLP-BDP- Fraktion sprach sich dafür aus.
Der Sprecher der FDP-Fraktion warnte, um die Kantonsfinanzen stehe es weiterhin alles andere als rosig. Die FDP stehe dem Angebot kritisch gegenüber. Der geplante Lehrgang passe besser zum Angebot der Fachhochschule in Rapperswil-Jona.
Die SP-Grüne-Fraktion lehnte die Einführung "eines schon einmal gescheiterten Kleinststudiums" ab. Einen Mangel an Architekten gebe es nicht.
Investitionen sind notwendig
Die Regierung habe einen Auftrag des Kantonsrats ausgeführt, erinnerte Bildungschef Stefan Kölliker (SVP). Die Mehrkosten seien "sehr defensiv gerechnet". "Wir müssen umdenken", forderte Kölliker: Man könne nicht bei jeder neuen Ausgabe für die Bildung den Rotstift ansetzen. Das wirke sich für den Wirtschaftsstandort Ostschweiz verheerend aus. Es brauche Investitionen.
Der Kantonsrat trat mit 77 gegen 31 Stimmen auf die Vorlage ein und lehnte danach mit 59 gegen 50 Stimmen einen Antrag ab, der das Geschäft für weitere Abklärungen zur Standortfrage bis zur Novembersession zurückweisen wollte. (sda)