Abstimmung über Kraftwerk beim Rheinfall
Der Kanton Schaffhausen hat den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Darum soll der Rheinfall für die Stromproduktion besser genutzt werden, mit einem zweiten Kraftwerk und einer Erhöhung der Staustufe oberhalb von Europas grösstem Wasserfall. Am 18. Mai kommt die dafür nötige Änderung des Wasserwirtschaftsgesetzes vors Volk.
Der Rheinfall entstand nach der letzten Eiszeit vor 14'000 bis 17'000 Jahren. Mit seiner gewaltigen Strömung wird er schon seit Jahrhunderten für die Energiegewinnung genutzt. Im Mittelalter klapperten verschiedene Mühlen auf der Nordseite des Falls, im 17. Jahrhundert gab es schon ein Eisenwerk aus dem sich später die Georg Fischer Werke entwickelten und Anfang des 20. Jahrhunderts lieferte bereits ein erstes Kraftwerk Strom für die Schaffhauser Industrie. Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es hitzige Kontroversen um die Durchflussmengen für die Energie-Produktion. Immer wieder geht es um den Erhalt des einzigartigen Naturdenkmals. Auch die Schaffung einer durchgehenden Wasserstrasse von Basel bis zum Bodensee, mit entsprechenden Schleusen beim Rheinfall scheiterten letztendlich am Widerstand natur- und heimatschützerischer Kreise. Am 18. Mai geht es für die Schaffhauser Stimmbürger nun wieder um eine wichtige Weichenstellung für oder, wie von vielen befürchtet, gegen ihren Rheinfall.
Energie kontra Naturschutz
Das kantonale Wasserwirtschaftsgesetz beschränkt die Nutzbarmachung der Wasserkraft des Rheins auf Schaffhauser Gebiet auf das heutige Mass der Ausnützung. Lediglich eine technische bessere Ausnützung der Wasserkraft ohne Höherstau des Rheins bleibt zulässig. Der entsprechende Artikel soll nun im Rahmen der Revision des Wasserwirtschaftsgesetzes gestrichen werden.
Damit stünde der Errichtung eines zweiten Kraftwerkes, verbunden mit einem Höherstau des Rheins nichts mehr im Wege - theoretisch. Für den Fall einer Annahme der Revision des Wasserwirtschaftsgesetzes am 18. Mai dürfte das Schaffhauser Volk wohl über ein definitives Projekt abstimmen können im Rahmen eines fakultativen Referendums. Bis ein allfälliges zweites Kraftwerk am Rheinfall realisiert wird, wird noch viel Wasser den Rheinfall hinunterstürzen.
Wieviel Wasser braucht der Rheinfall?
Durchschnittlich brausen 373 Kubikmeter/Sek. über den 23 Meter hohen Rheinfall, im Sommer (Schneeschmelze) können es bis 700 Kubikmeter/Sek. sein, im Winter dagegen nur 250 Kubikmeter/Sek. Das heutige Kraftwerk in Neuhausen "entzieht" dem Rheinfall eine kaum spürbare Nutzwassermenge von 25 Kubikmetern/Sek. und mit 23 m Gefälle generiert es eine Leistung von 4,4 MW. Die Befürworter führen ins Feld, dass auch ein Ausbau auf zwei Turbinen kaum spürbar wäre. (mai)