A9-Baustelle: Zu viel Geld für Ausbruchmaterial?
Beim Bau des Visper Tunnels soll zu viel für den Abtransport des Ausbruchsmaterials verrechnet worden sein. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht des Walliser Finanzinspektorates und des Bundesamts für Strassen (Astra). Es geht um 2,3 Millionen Franken.
Die A9 überquert von der Waadt kommend bei St. Maurice die Rhone. Als Hauptverkehrsachse für den Strassenverkehr im Wallis führt sie im Talboden das ganze Rhonetal hoch bis kurz vor Brig. Ab Glis windet sich die Strasse den Berg Richtung Simplon hoch und endet auf rund 900 Meter über Meer. in der Hauptstrasse 9. Die Strecke Sierre-Gamsen, von der mehr als die Hälfte unterirdisch verlaufen wird, ist noch im Bau. Dieser 31 Kilomater lange Streckenabschnitt wird 2270 Millionen Franken kosten und wird zu vier Prozent vom Kanton Wallis und zu 96 Porzent vom Bund finanziert. Betriebsbereit soll das gesamte Oberwalliser Teilstück nach etlichen Verzögerungen wohl erst 2025 sein, nicht 2019, wie ursprünglich geplant.
Unregelmässigkeiten
Der Bau der Oberwalliser Autobahn A9 war schon vor acht Jahren ins Gerede gekommen, als der Kanton Vorauszahlungen in Millionenhöhe für noch nicht ausgeführte Bauleistungen bezahlt hatte. Damals wurden neun Personen, davon sechs Staatsangestellte vom Walliser Kantonsgericht wegen Urkundenfälschung verurteilt.
Nun soll es bei der Transportkosten-Verrechung für das Ausbruchsmaterial beim Visper-Tunnel und beim Tunnel Eyholz zu Unregelmässigkeiten gekommen sein. Bei ersterem kamen etwa 60'000 Kubikmeter Material nicht in den Deponien Goler und Riedertal an. Wie aus dem Bericht hervorgeht, soll es am Tunnelportal gratis an Dritte abgegeben worden sein. Die Transportkosten in der Höhe von 1,5 Millionen Franken wurden jedoch trotzdem verrechnet. Diese sollen nun dem dafür verantwortlichen Bauunternehmen Strabag AG, Glattbrugg, in Rechnung gestellt werden. Auch beim Bau des Tunnels Eyholz, der ebenfalls Teil der Südumfahrung Visp ist, sollen ebenfalls 830 000 Franken zu viel für den Abtransport von Ausbruchmaterial verrechnet worden sein. Mit diesem Baulos hat die Strabag jedoch nichts zu tun.
Strabag weist Vorwürfe zurück
In eine Communiqué weist die Strabag diese Anschuldigungen vehement zurück. Richtig sei, dass 60 000 Kubikmeter Aushubmaterial auf schriftliche Anweisung des Auftraggebers Amt für Nationalstrassenbau (ANSB) ab Baustelle an andere Baulose der A9 geliefert wurden. Die Vorwürfe des Walliser Finanzinspektorates (FISB) würden daher jeder Grundlage entbehren und seien offenbar den fehlenden Vertrags- und Projektkenntnissen der FISB geschuldet. So stehe Strabag dem ANSB nicht in der Schuld. Des Weiteren weist die Strabag darauf hin, dass das fertiggestellte Werk am 19.11.2010 bereits von der Auftraggeberschaft abgenommen worden war - deshalb seien bei Strabag immer noch etwa zwei Millionen Franken an Werklohnforderungen offen.
DIe Strabag AG arbeitet derzeit im Kanton Wallis auch am Projekt Grosseya und errichtet dort Kunstbauten und Nebenanlagen wie Brücken, Unterführungen sowie Zu- und Abfahrten für den zukünftigen Autobahnanschluss A9. Von den Anschuldigungen ist dieses Los nicht betroffen. (mai)