14:52 BAUBRANCHE

77-Jähriger brilliert mit Dissertation zum St. Galler Klosterplan

Teaserbild-Quelle: Bild: gemeinfrei

Sechs Jahre hat der Dortmunder Dieter Büker an seiner Doktorarbeit zum St. Galler Klosterplan geschrieben. Sie ist 900 Seiten lang und erhielt aufgrund der Präzision und neuen Erkenntnisse über das mittelalterliche Pergament die Höchstnote „Summa cum laude“.

Eigentlich wollte der auf Umwelt- und Entsorgungstechnik spezialisierte Diplom-Ingenieur seine mit der Pensionierung neu hinzugewonnene Freizeit nur sinnvoll nutzen und sich dabei gleichzeitig seinen Interessen widmen. Deshalb immatrikulierte er sich mit Anfang 60 nochmals für ein Magisterstudium in den Fachrichtungen Geschichte, Politik und Literaturwissenschaften, wie die „Ostschweiz am Sonntag“ berichtete. Dabei erhielt er erstmals Kenntnis vom St. Galler Klosterplan. Dieser faszinierte ihn so sehr, dass er seine Abschlussarbeit der Beziehung von Zeichnung und Beschriftung auf selbigem Pergament widmete. Die Erkenntnisse wurden 2009 unter dem Titel „Vier Jahrhunderte und vier Jahre“ als Fachbuch publiziert.

Sein Professor gab schlussendlich den Ausschlag, die Forschungen zum mittelalterlichen Plan weiter zu vertiefen und im Rahmen eines Doktorats die technischen Details zu hinterfragen, die bis zu diesem Zeitpunkt kaum bekannt waren. Nach gut einmonatiger Bedenkzeit ging er laut der „Ostschweiz am Sonntag“ an sein neues Werk.

Rund sechs Jahre sind inzwischen vergangen. Wohl niemand kennt den Klosterplans bis in die kleinsten Details so gut wie er. Das, obwohl er das Original nur einmal gesehen hat. Drei Tage weilte er in St. Gallen, besuchte die Stiftsbibliothek und sprach mit Wissenschaftlern. Die Zeichnung in roter Tinte auf dem Schafspergament durfte er dabei nicht untersuchen. Sie lag geschützt hinter Sicherheitsglas. Für seine Arbeit nutzte er ein Faksimilie. Ausgerüstet mit Stirnlampe und Lupe machte er sich ans Werk und immer mehr Details kamen zum Vorschein. So auch die kleinen Einstichstellen, sogenannte Prickings. Den Mönchen dienten sie eigentlich zur Vorbereitung ihrer Manuskriptseiten, um später die Texte einpassen zu können. Erstmals wurde bekannt, dass diese Technik auch auf dem Pergamentverwendet wurden war. Mittels Computersimulation konnte Büker schliesslich die Konstruktionsmethode des historischen Klosterplans erklären. Bisher war davon ausgegangen worden, dass es sich um eine massstäbliche Verkleinerung handle, deren Massangaben und Proportionen allerdings nicht übereinstimmen.

Dieter Büker hat sich selbst mit einem Doktorhut belohnt, wie er gegenüber der „Ostschweiz am Sonntag“ erklärte. Sein Doktorvater bezeichnete die Erkenntnisse als revolutionär. Sie sollen schon bald in einem Buch veröffentlicht werden. Dafür muss die 900-seitige Dissertation des 77-Jährigen allerdings etwas komprimiert werden. (cb)

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