15'000 Bauarbeiter demonstrierten für neuen LMV
An einer nationalen Kundgebung haben am Samstag in Zürich Tausende von Bauarbeitern für einen neuen Landesmantelvertrag (LMV) demonstriert. Den Baumeistern wurde vorgeworfen, mit ihrer Verhandlungsverweigerung den sozialen Frieden aufs Spiel zu setzen. Der Baumeisterverband wies die Vorwürfe scharf zurück.
Die aus allen Landesteilen in Extrazügen angereisten Bauarbeiter zogen mit Trillerpfeifen und einem roten Fahnenmeer vom Central durch die Innenstadt zum Helvetiaplatz. Dort fand die Schlusskundgebung mit musikalischen Darbietungen der italienischen Band Banda Basotti und Reden statt.
Zur Kundgebung aufgerufen hatten die Gewerkschaften Unia und Syna. Gemäss ihren Angaben waren 15'000 Bauarbeiter dem Aufruf gefolgt. Nico Lutz, Mitglied der Geschäftsleitung und Sektorleiter Bau der Unia, zeigte sich beeindruckt "vom Mut und der Entschlossenheit der Bauarbeiter".
Ende Jahr läuft der Gesamtarbeitsvertrag für das Baugewerbe aus, der die Arbeitsbedingungen für rund 80'000 Bauarbeiter regelt. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) will den bestehenden LMV weiterführen und will mit den Gewerkschaften nicht über einen anderen Vertrag verhandeln. Doch die Verlängerung des bestehenden Vertrags ist für die Gewerkschaften keine Option. Sie fordern einen besseren Schutz der Bauarbeiter bei schlechtem Wetter, die Absicherung der Rente bei Frühpensionierungen mit 60 sowie wirksamere Massnahmen gegen Lohndumping.
"Vor 10 Jahren", rief Lutz der Menge zu, "haben wir gemeinsam die Rente mit 60 erkämpft. Jetzt werden wir sie gemeinsam verteidigen." Weil in den nächsten Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gingen, stellten die Baumeister das Rentenalter 60 in Frage. Das komme nicht in Frage: "Wer die Rente mit 60 angreift, greift die Würde der Bauarbeiter an", so Lutz.
Ernst Zülle, Branchenleiter Bau der Gewerkschaft Syna, betonte, dass sich die Gewerkschaften vom Baumeisterverband nicht spalten liessen. "Wir stehen zusammen und kämpfen gemeinsam für einen besseren LMV, gab er sich kämpferisch. Der Termindruck auf dem Bau habe in den letzten Jahren massiv zugenommen. Viel zu oft müssten die Arbeiter auch bei Schlechtwetter - bei gefährlichen Bedingungen, bei Regen und Schnee - weiterarbeiten. Hier brauche es Verbesserungen im neuen Vertrag, denn die Bauarbeiter bezahlten mit ihrer Gesundheit.
SBV findet Vorwürfe „heuchlerisch“
Der Baumeisterverband weist die Vorwürfe der Gewerkschaften zurück. Sie seien „heuchlerisch“, schreibt er in einer Mitteilung. In Tat und Wahrheit weigerten sich die Gewerkschaftschefs, in ihren Büros eine unterschriftsreife Vereinbarung mit dem SBV zu unterzeichnen, die all dies bringe, was sie auf der Strasse lauthals forderten. „Konkret sagen die Gewerkschaftschefs damit Nein zu 6000 Franken Durchschnittslohn (13 Mal) für das Baustellenpersonal, 40,5-Stunden-Woche, fünf bis sechs Wochen Ferien, 720 Tage Lohnfortzahlung bei Krankheit oder Unfall sowie eine schweizweit einzigartige Frühpensionierungsregelung“, heisst es weiter.
Wieso eine Gewerkschaftsführung solche „grosszügigen Arbeitsbedingungen“ ablehne und sogar auf der Strasse „Zeter und Mordio“ dagegen schien, sei für den SBV ein Rätsel. Präsident Gian-Luca Lardi: „Aber wir halten Wort, unser Angebot steht. Unia und Syna müssen es nur unterschreiben. Dann gilt der Schutz durch den Landesmantelvertrag für die Bauarbeiter im Bauhauptgewerbe auch im nächsten Jahr.“ (sda/mt)