Versicherte Naturkatastrophenschäden kosten 2025 über 100 Mrd. USD
Die weltweit versicherten Schäden aus Naturkatastrophen übersteigen 2025 zum sechsten Mal in Folge 100 Milliarden US-Dollar. Die Hauptgründe: Die Waldbrände in Los Angeles in der ersten Jahreshälfte und schwere Gewitterstürme. Dies zeigen aktuelle Zahlen des Swiss-Re-Institute.
Quelle: CAL FIRE_Official - Palisades Fire, Gemeinfrei
Aufräumarbeiten nach dem Brand bei Los Angeles im Januar 2025.
«Trotz jährlicher Schwankungen steigen die versicherten Schäden insgesamt weiter an», kommentiert Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re, die aktuellen Zahlen. «Zum Schutz von Leben und Eigentum ist es daher essenziell, verstärkt Prävention zu betreiben, Schutzmassnahmen zu ergreifen und vorbereitet zu sein.»
Löwenanteil der versicherten Naturkatastrophenschäden in den USA
Mit einem Anteil von 83 Prozent oder 89 Milliarden U-Dollar an den geschätzten weltweiten versicherten Schäden total 107 Milliarden US-Dollar sind die USA laut Swiss Re auch 2025 der am stärksten betroffene Markt. Die Hauptauslöser waren Waldbrände und Schwere Gewitterstürme (Severe Convective Storms, SCS) .
So waren die versicherten Waldbrandschäden mit einem Umfang von 40 Mrd. USD im 2025 so hoch wie noch nie, wie die Swiss Re mitteilt. Das Ausmass der Zerstörung sei eine Folge des Zusammentreffens von meteorologischen Faktoren wie anhaltender Hitze und Trockenheit sowie starken Winden mit einer zunehmenden Exponierung, insbesondere durch das Vordringen der Wohnbebauung, auch mit hochwertigen Immobilien, in den gefährdeten Übergangsbereich zwischen freiem Gelände und Siedlungsgebieten.
«Stetiger Anstieg der Schäden durch schwere Gewitterstürme»
Global betrachtet erreichten die versicherten Schäden durch schwere Gewitterstürme dieses Jahr 50 Mrd. USD. Damit sei 2025 das drittteuerste Jahr nach 2023 und 2024, und der mehrjährige Aufwärtstrend setze sich fort, heisst im Communiqué der Swiss Re.
So war das erste Halbjahr 2025 war in den USA von einer hohen Aktivität schwerer Gewitterstürme geprägt, wobei mehrere schwere Tornadoserien im März und Mai zu überdurchschnittlichen Tornado- und Windmeldungen führten, während die Hagelaktivität nahe dem Durchschnitt blieb. Im zweiten Halbjahr war die SCS-Aktivität bisher verhalten, und die Schäden durch Hagel- wie auch insgesamt durch Gewitterstürme lagen unter der saisonalen Norm.
Derweil kam es in Europa im Mai und Juni zu kräftigen Hagelstürmen. Jedoch hielten sich die versicherten Schäden in Grenzen, weil vor allem Gebiete mit eher geringer Konzentration an hohen Werten betroffen gewesen sind.
Nach wie vor tragen SCS insgesamt wesentlich zu den weltweiten Naturkatastrophenschäden bei: «Wir beobachten einen stetigen Anstieg der Schäden durch schwere Gewitterstürme», erklärt Balz Grollimund, Head Catastrophe Perils von Swiss Re. « Durch die Verstädterung in gefährdeten Gebieten, die steigenden Vermögenswerte, die höheren Baukosten und Faktoren wie alternde Dächer sind diese Stürme für die Versicherer zu einer zentralen Gefahr geworden.» Weil Einzelereignisse nur selten zu hohen versicherten Schäden führten, müssten Versicherer den kumulativen Effekt häufiger Schadenereignisse von geringem Ausmass und den Anstieg von Immobilienwerten und Reparaturkosten berücksichtigen.
Geringe Hurrikanschäden in Jamaika, trotz aktiver Saison
Im Oktober traf Hurrikan Melissa im Südwesten Jamaikas als Hurrikan der Kategorie 5 mit geschätzten Windgeschwindigkeiten um 298 Stundenkilometern an Land. Es sei der stärkste Sturm, der jemals auf Jamaika gewütet habe, und bei Landfall einer der stärksten Hurrikane, die je im Atlantik verzeichnet worden seien, schreibt Swiss Re. Der Hurrikan hatte katastrophale Windschäden zur Folge , schwere Überschwemmungen und Erdrutsche auf der ganzen Insel. Zusätzllich waren auch Haiti und Kuba betroffen.
Laut dem Swiss Re Institute verursachte Melissa mit geschätzten versicherten Schäden von bis zu 2,5 Mrd. USD des Jahres 2025 und ist damit das teuerste Hurrikanereignis dieses Jahres.
Die Saison der tropischen Wirbelstürme im Nordatlantik (TCNA) umfasst bisher 13 benannte Stürme: Konkret fünf Hurrikane, vier schwere Hurrikane und drei äusserst schwere Hurrikane der Kategorie 5 (Erin, Humberto und Melissa). Weil zum ersten Mal seit Jahren keiner dieser Hurrikane auf die US-Küste getroffen ist, gehen die Swiss-Re-Fachleute davon aus, dass die versicherten Schäden aus dieser Gefahr im Jahr 2025 gering ausfallen.
Erdbeben an der russischen Ostküste von einer Stärke von 8,8
In Südostasien kam es im November zu schweren Flusshochwasser- und Sturzflutereignissen, insbesondere in Vietnam, Thailand und Indonesien. Eine komplexe Konstellation von Wettersystemen mit mehreren interagierenden Wirbelsturmsystemen und einem verstärkten Monsun unter La-Niña-Bedingungen hatte eine zerstörerische Zusammenwirkung aus Regen, Erdrutschen und Sturzfluten zur Folge, die grossflächige Verwüstungen anrichteten.
Und im Juli dieses Jahres suchte ein Erdbeben der Stärke 8,8 die Ostküste Russlands nahe der Halbinsel Kamtschatka heim, das sechststärkste aufgezeichnete Erdbeben seit 1900. Es löste Tsunamiwellen aus, die Hawaii und die US-Festlandsküste erreichten.
Wie die Swiss Re schreibt, ist die Reaktion auf das Erdbeben und die anschliessenden Tsunamiwellen werden als Erfolg der Frühwarnsysteme zu sehen, Dank ihnen konnte die gefährdete Bevölkerung gewarnt und evakuiert werden . Die effektive und koordinierte Frühwarnung durch das Pazifische Tsunami-Warnsystem (PTWS) habe unzählige Menschenleben gerettet, heisst es weiter. Daneben lassen sich die geringen Zerstörungen in den russischen Küstenorten gemäss den Experten der Swiss Re auch auf weitreichende Reformen in der Stadtplanung zurückführen, die auf Erfahrungen aus früheren Ereignissen beruhen. (mgt/mai)