Schindler Q1: Mehr Umsatz und Gewinn - US-Zölle belasten

Quelle: zvg
Besonders betroffen vom Zollstreit ist das Neuanlagengeschäft in den USA. Die Beschaffung wird sich sowohl direkt als auch über die Zulieferer verteuern.
Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler steigerte im ersten Quartal den Umsatz um 2,2 Prozent auf 2,73 Milliarden Franken. Auch beim Auftragseingang verbuchte der Konzern ein kräftiges Wachstum: Dieser stieg um 5,7 Prozent auf 2,95 Milliarden Franken. Der erst seit April agierende CEO Paolo Compagna verkündete in einem Call mit Investoren stolz: «Das Auftragsplus ist so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr.» Besonders gut liefen weltweit die Geschäfte mit der Modernisierung bestehender Anlagen und mit dem Unterhalt, während der Bereich der Neuanlagen in China rückläufig war. Mit dem Trend hatte Schindler gerechnet.
Erwartungen übertroffen
Der operative Gewinn auf Stufe Ebit kletterte um 12,7 Prozent auf 329 Millionen Franken, die entsprechende Marge verbesserte sich auf 12,0 von zuvor 10,9 Prozent. Unter dem Strich verdiente das Innerschweizer Unternehmen 257 Millionen Franken, was einem Plus von knapp 11 Prozent entspricht. Mit dem Ergebnis übertraf der Konzern die Markterwartungen. Schindler habe es geschafft, erfolgreich Preise zu erhöhen und trotz steigender Kosten effizienter zu arbeiten, hiess es. Die Börse reagierte positiv. Nach Bekanntgabe der Ergebnisse legten die Schindler-Papiere deutlich zu.
Gleichzeitig hält das Unternehmen an seinen Zielen für das laufende Jahr mit mehr Umsatzwachstum und verbesserter Marge fest. Besonders stark dürfte sich das margenstärkere Modernisierungs- und Servicegeschäft entwickeln, das inzwischen rund zwei Drittel des Umsatzes ausmacht. Es gilt auch als stabiler und weniger konjunkturanfällig als das zyklischere Neuanlagengeschäft. Damit sieht sich Schindler gut positioniert, um trotz Gegenwind aus den USA weiter profitabel zu wachsen. Beruhigend für die Investoren-Gemeinde wirkten auch die Aussagen des Managements zum Umgang mit den US-Zöllen. Das Unternehmen kündigte an, die für 2025 erwarteten Kosten wegen der US-Import-Zölle insbesondere auf Stahl und Aluminium in der Höhe von 23 Millionen Franken ausgleichen zu wollen.
Änderung bei Lieferketten brauchen Zeit
Die Auswirkungen des Zollstreits allerdings würden in den Zahlen von 2025 sichtbar werden, räumte Finanzchefin Carla De Geyseleer ein. Zwar habe Schindler Massnahmen eingeleitet, um die Belastungen abzufedern wie Preiserhöhungen, optimierte Nutzungen eigener Werke und Anpassungen in den Lieferketten. Doch die Umsetzung der Massnahmen bräuchten Zeit. Eine vollständige Kompensation sei daher kurzfristig kaum möglich. Angesichts des Milliarden-Gewinnes im vergangenen Jahr erscheinen die Kosten bescheiden. Doch noch herrscht grosse Unsicherheit bezüglich der Gesamtkonjunktur und der Auswirkungen unter anderem auf die für Schindler wichtige Bautätigkeit.
US-Neuanlagengeschäft betroffen
Besonders betroffen vom Zollstreit ist das Neuanlagengeschäft in den USA. Zwar produziert Schindler dort laut eigenen Angaben über 90 Prozent seiner Produkte lokal, doch stammen rund 80 Prozent der benötigten Materialien wie Stahl und Aluminium aus China, der Rest vor allem aus Europa. Die Zölle verteuern damit die Beschaffung, sowohl direkt als auch über die Zulieferer.
Vor diesem Hintergrund korrigierte Schindler seinen Ausblick für die Region Amerika deutlich nach unten. Nach einem Wachstum von mehr als 10 Prozent im ersten Quartal erwartet der Konzern für das Gesamtjahr 2025 nun bestenfalls eine Stagnation, schlimmstenfalls ein Rückgang von bis zu 5 Prozent. Der Gesamtmarkt sei im ersten Quartal um rund 9 Prozent geschrumpft, erklärte CEO Paolo Compagna. «Wir gehen nicht davon aus, dass sich dieser Markt im laufenden Jahr wesentlich erholen wird», sagte er. Rücknahmen oder Stornierungen von Aufträgen habe es bislang allerdings nicht gegeben. (awp sda/sts)