Corona-Pandemie: 23 Prozent weniger Treibstoff verbraucht
Im 2020 sank der Endenergieverbrauch der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um über 10 Prozent, auf 747’400 Terajoule (TJ). Den Auslöser ortet das Bundesamt für Energie (BFE) hauptsächlich in den Lockdowns. Ein weiterer Grund dürfte das vergleichsweise warme Wetter gewesen sein.
Die starke Abnahme des Endenergieverbrauchs um 10,6% gegenüber dem Vorjahr sei in erster Linie auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen, schreibt das BFE. Dies, weil sich die beiden Lockdowns stark auf verschiedene, den Energieverbrauch prägende Indikatoren ausgewirkt haben: die Fahrleistungen und Fahrzeugbewegungen im Personenverkehr (Flugverkehr: -64%; Strassenverkehr: Abnahme, es liegen jedoch noch keine definitiven Werte vor) aber auch die industrielle Produktion (-3,5%) und das Bruttoinlandsprodukt (reale BIP: -2,9%).
Allerdings hat die gegenüber dem Vorjahr wärmere Witterung laut BFE ebenfalls zu dieser Entwicklung beigetragen. So ist 2020 die Anzahl Heizgradtage um 4,4% gesunken.
Derweil hatten hingegen andere Faktoren, die den langfristigen Wachstumstrend des Energieverbrauchs bestimmen, leicht zugelegt: Die ständige Wohnbevölkerung (+0,7%), der Motorfahrzeugbestand (+1,3%) und der Wohnungsbestand (Zuwachs, es liegen jedoch noch keine detaillierten Zahlen vor).
Effizienzsteigerungen und Substitutionseffekte wirken sich hingegen dämpfend auf das Wachstum des Energieverbrauchs aus. Zu den Bestimmungsfaktoren der Energieverbrauchsentwicklung werden die jährlichen Ex-Post-Analysen weitere Aufschlüsse liefern (Publikation im Oktober 2021).
Treibstoffverbrauch: Ein „Historischer Einbruch“
Die Folgen der Pandemie für den Energieverbrauch zeigten sich vor allem bei den fossilen Treibstoffen: Der Benzin- und Dieselverbrauch ging insgesamt um 8,1% zurück (Benzin -11,4%, Diesel -5,2%). Zudem brach Absatz der Flugtreibstoffe um -62,2% ein. Damit lag der Treibstoffverbrauch insgesamt um 23 % unter dem Niveau von 2019. Laut BFE bedeutet dies ein historischer Einbruch. - Die fossilen Treibstoffe machen ungefähr einen Drittel (30.3%) des gesamten Endenergieverbrauchs aus.
Ebenso sank Verbrauch der biogenen Treibstoffe gegenüber dem Vorjahr (-6,9%). Dies, nachdem er seit 2014 stetig zugenommen hatte. Deren Anteil am gesamten Absatz von Benzin und Diesel blieb jedoch unverändert bei 3,7%.
Weniger geheizt wegen warmem Wetter
Derweil führte die warme Witterung zu einem deutlichen Rückgang des Verbrauchs von Energieträgern zu Heizzwecken. Der Verbrauch von Heizöl extra-leicht sank um 10,4%, derjenige von Erdgas um 2,0% gegenüber dem Vorjahr. Der Elektrizitätsverbrauch nahm ebenfalls ab (-2,6%). Bei diesen Energieträgern seien die Veränderungen im historischen Kontext nicht auffällig, hält das BFE dazu in seiner Medienmitteilung fest. Beim Elektrizitätsverbrauch gab es temporär jedoch einen deutlichen Corona-Effekt während der Lockdown-Phasen. Diese drei Energieträger machen mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauches aus (55,0%).
Die energetische Verwendung von Industrieabfällen hat um 1,4% abgenommen (Anteil am Endenergieverbrauch: 1,5%). Wie im Vorjahr nahm der Verbrauch von Kohle ab (-3,9%) und die schweren Heizölsorten blieben auf dem Vorjahreswert. Hingegen stieg der Verbrauch von Petrolkoks (+45,8%). Der Anteil dieser drei Energieträger am gesamten Endenergieverbrauch ist sehr gering (<1%).
Erneuerbare Energien: Rückgang beim Verbrauch
Allerdings wirkten sich die milden Temperaturen nicht auf alle erneuerbaren Energieträger zu Heizzwecken gleich aus. Der Verbrauch von Energieholz sank um 3,5%. Der Verbrauch von Fernwärme ging ebenfalls zurück (-2,2%). Der Verbrauch von Solarwärme und die Nutzung von Umgebungswärme mit Wärmepumpen stieg jedoch an (Sonne: +0,8%; Umweltwärme: +3,6%). Der Anteil dieser Energieträger am gesamten Endenergieverbrauch betrug 11,0% (Energieholz: 5,3%, Umgebungswärme: 2,5%, Fernwärme: 2,8%, Solarwärme: 0,4%).
Die direkte Nutzung von Biogas sank um 2,6%. Unter Berücksichtigung des ins Erdgasnetz eingespeisten Biogas (das statistisch unter Gas verbucht wird), ergibt sich eine leichte Senkung des Biogasverbrauches (-0,6%). Der Anteil des eingespeisten Biogases am gesamten Gasverbrauch betrug 1,2% (2019: 1,1%).
Die Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2020 ist ab der zweiten Hälfte Juli 2021 auf Internet verfügbar und Anfang August in gedruckter Form erhältlich. (mgt/mai)