31 Wracks auf dem Grund des Bodensees entdeckt
Seit 2022 wird der Bodensee im Rahmen des Projekts «Wracks und Tiefsee» erforscht. Dank einer Kombination aus hochauflösenden geophysikalischen Messmethoden sowie Sidescan-Sonar, aber auch Dank eines Taucherteams und Tauchrobotern, liessen sich insgesamt 31 Wracks identifizieren. Dies teilte das LAD mit.

Quelle: LAD ISF der LUBW, Marcel Edel
Der Bug der SD Friedrichshafen II.
Auf dem Grund des Bodensees schlummern zahlreiche Zeitzeugen. Das zeigt das Projekt «Wracks und Tiefsee» des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Dank einer Kombination aus hochauflösenden geophysikalischen Messmethoden sowie Sidescan-Sonar, aber auch eines Taucherteams und Tauchrobotern, liessen sich insgesamt 31 Wracks identifizieren. Dies teilte das LAD mit.
Die Schiffreste umfassen moderne Sportboote, Wasserfahrzeuge neueren Datums und laut LAD auch «kulturhistorisch bedeutende Objekte». Darunter fallen zwei grössere metallene Schiffsrümpfe. Sie konnten beide mithilfe von Tauchrobotern – sogenannten ROVs – dokumentiert werden. Ulisch vermutet angesichts ihrer Ausmasse und ihrer Lage, dass es sich um Überbleibsel der Schaufelraddampfer «SD Baden» sowie der «SD Friedrichshafen II» handelt. Eine abschliessende Identifizierung steht noch aus.
Ein beinahe kompett erhaltenes Lastsegelschiff

Quelle: LAD, Alexandra Ulisch
Blick per Screen in die Tiefen des Bodensees: Liveaufnahme des Lastsegelschiffs.
Weiter ist «in grosser Tiefe» ein nahezu erhaltenes Lastsegelschiff entdeckt worden. Mast und Rah sind noch vorhanden: «eine Seltenheit in der Unterwasserarchäologie», sagt Alexandra Ulisch, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt. Weil die Funde derart tief liegen, dass sie nur gering von Quagga-Muscheln bewachsen sind, lassen sich viele Details noch erkennen, etwa die Klammern im Bugbereich, Belegstifte sowie ein Zahnkranz und eine Sperrklinke. Ulisch dazu: «Der Fund bietet einzigartige Einblicke in die Segeltechnik und den Schiffbau historischer Bodenseeschiffe und stellt ein bedeutendes Referenzobjekt für die Forschung dar.»
Allerdings liefern die Wracks nicht nur Hinweise zur Schiffsbautechnik, sondern auch zu Transportgütern auf dem Bodensee: Naturwissenschaftliche Analysen ermöglichen Aussagen zur Herkunft, Verarbeitung und Qualität der über den See transportierten Baumaterialien und Rohstoffe. So verbinden sich mit den Wracks weit mehr als nur historische Ereignisse: Sie sind gemäss Ulisch auch «echte Zeitkapseln, die Geschichten und handwerkliches Können längst vergangener Tage konservieren».
Auch 17 Holzfässer überdauerten auf dem Grund

Quelle: LAD Bodenseetaucher, Alexander Heidacher
Neben Schiffwracks stiess das Forschungsteam auch auf verstreute Fässer.
Doch das ist nicht alles: Das Forschungsteam stiess neben anderem auch auf ein Trümmerfeld aus mindestens 17 weit verstreuten Holzfässern. «Die Fässer sind zum Teil gut erhalten, einzelne Exemplare weisen Deckel, Böden und potenziell Fassmarken auf. Hinweise auf das zugehörige Transportschiff fehlen bislang, weiterführende Untersuchungen sind geplant», sagt Ulisch.
Eine Bergung der einzelnen Objekte ist nicht
geplant. Bergung und Konservierung sind äusserst kostspielig. Der Fokus
werde daher auf die Sicherstellung des Dokumentwertes gelegt. (mai/mgt)

Quelle: LAD_ISF der LUBW, Marcel Edel
Das Deck des beinahe komplett erhaltenen Lastsegelschiffs.