Mit neuem Zahlungssystem Überweisungen in Echtzeit tätigen
Im Zahlungsverkehr bahnt sich eine Revolution an: Wer Geld überweisen will, kann dies bald rund um die Uhr an sieben Tagen. Und das Geld kommt in Echtzeit beim Empfänger an. Das verspricht das neue Zahlungssystem "SIC5". Laut Experten kommt die Revolution aber nicht über Nacht.
 
    Quelle: Rupixen, Unsplash
Mit dem neuen System sollen Beträge in Echtzeit beim Empfänger ankommen.
Mitte Januar haben die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die 
Börsenbetreiberin SIX das System offiziell in Betrieb genommen. Nun 
führen es die Banken schrittweise ein. Kernelement von "SIC5" sind die 
sogenannten "Instant-Payment-Services", kurz IPS. Damit werden 
innerhalb der Schweiz Geldüberweisungen in Echtzeit möglich - sprich 
elektronische Zahlungen rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche und 
in Sekundenschnelle.
Stets in Echtzeit ein Überblick über die eigenen Finanzen
Dies hat diverse Vorteile, wie die SIX betont. Eingegangene Gelder seien sofort verfügbar. Dies vereinfache das Geldmanagement, verringere das Abwicklungs- und Gegenparteirisiko und schaffe "mehr Spielraum für die Automatisierung von Prozessen". Ein weiterer Vorteil sei, dass Firmen, Banken, aber auch Privatpersonen stets in Echtzeit einen Überblick über ihre Finanzen hätten.
Ab kommendem August müssen grössere Banken Sofortzahlungen akzeptieren. Konkret sieht der Fahrplan vor, dass bis dann mindestens 50 Banken mitmachen. Diese kommen laut der SIX zusammen auf rund 98 Prozent aller Zahlungen in der Schweiz. Die restlichen Institute haben bis Ende 2026 Zeit.
Handwerker und Marktstandbetreiber können noch direkter bezahlt werden
"SIC5" bringt noch weitere Vorteile: So dürften über kurz oder lang kaum mehr Zahlungsgebühren etwa beim Online-Shopping anfallen, wie das Vergleichsportal Moneyland festhält. Denkbar sei zudem, dass Handwerker und Marktstandbetreiber noch direkter bezahlt werden könnten. Denn es werde grundsätzlich kein Bezahlterminal oder ein Umweg über eine App wie Twint mehr benötigt.
Experten gehen allerdings nicht davon aus, 
dass alle potenziellen Vorteile von "SIC5" umgehend zu spüren sein 
werden: Zwar handle es sich grundsätzlich um einen "Quantensprung", sagt
 Severin Pflüger, stellvertretener Geschäftsführer beim Handelsverband 
auf Anfrage. Der Zahlungsverkehr zwischen Unternehmen werde dadurch etwa
 enorm beschleunigt. Im August sei aber erst der Empfang von 
Instant-Payment-Zahlungen für alle Banken verpflichtend. "Bis auch alle 
solche Zahlungen senden können, wird es noch nach unserer Einschätzung 
etwas dauern", so Pflüger.
Instant-Payments nicht wirklich "instant"
Und für direkte Zahlungen im Detailhandel, sprich an der Kasse, dürfte es nach Einschätzung des Handelsverbands noch länger dauern. Denn im Moment gebe es noch keine funktionierende Anwendung.
Laut Pflüger fehlt 
dabei vor allem für das Problem noch eine Lösung, dass die versprochenen
 Instant-Payments nicht wirklich "instant" sind. Denn eine Überweisung 
könne bis zu 10 Sekunden dauern: "Für normale Banküberweisungen ist das 
sensationell", im Detailhandel aber je nach Situation eine halbe 
Ewigkeit. "Den Leuten in der Schlange an der Kasse wird es wie zehn 
Minuten vorkommen", sagt Pflüger. Man sei beim Handelsverband aber "sehr
 zuversichtlich", dass auch dafür künftig eine Lösung gefunden werden 
kann. "Jedoch nicht per August 2024." Bei Twint hält man "SIC5" denn 
auch nicht für eine Gefährdung des Geschäftsmodells: "Die Menschen 
werden in Zukunft weiterhin twinten", gibt sich Sprecherin Demet Biçer 
auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP zuversichtlich. Man habe vor, die
 neue Überweisungsinfrastruktur zu nutzen und prüfe, ob daraus 
Folgeinnovationen hervorgehen könnten. (Simon Stahl, AWP/sda/mai)
 
                                     
                                     
                                     
                
                 
             
                                    